Im Frühjahr 2009 veränderte sich der Iran. Menschen engagierten sich. Sie machten den Mund auf und schwiegen nicht mehr. Ein Sturm der Freiheit begann, der die Angst für ein paar Wochen hinweg fegte.
Im Sommer 2009 ist der Traum vorbei. Schüler_innen, Student_innen, junge Iraner_innen, die Generation der alten Revolutionäre, die reformistischen Menschen und Politiker_innen bleiben traumatisiert zurück. Gewalt und Tod beendete den Traum von Freiheit, Emanzipation und Gerechtigkeit. Folter, Vergewaltigung und Mord waren die Akkorde, die das Klima der Angst wieder herstellte.
Die Jugend ist geflohen – verbittert, enttäuscht und sehnsüchtig! Sie träumten, engagierten sich und fanden zusammen. Der iranische Staat, seine Schergen und Mörder trieb sie auseinander.
Die Toten im Iran sind in der Politik kein Thema mehr. Die Revolte im Iran, der Aufstand der Menschen gegen die Unterdrückung und für die (demokratische) Freiheit interessiert nicht mehr. Ohne diese Wochen der „grünen Welle“ hätte es wahrscheinlich keine „Jasmin Revolution“ gegeben. Ohne die mutigen Menschen aus dem Iran, wären die Aufstände in Nordafrika und den anderen totalitären arabischen Ländern wahrscheinlich gar nicht denkbar. Das es sie heute gibt, läßt sich nur durch die Kraft und die Hoffnung der Iraner_innen während der Revolte erklären!
Der Film The Green Wave zeigt differenziert und detailliert die Ereignisse im Iran rund um die Präsidentenwahl. Die Perspektive ist konsequent die der Straße, der Jugend und der Freiheit. Es ist erschütternd, daß angesichts der unmenschlichen Repression, der Folter, der Morde – kurz der unglaublichen Gewalt gegen Menschen – die Welt bis heute schweigt und der Dreckskerl Mahmud Ahmadinedschad immer noch regiert. Es ist unerträglich, daß der „Westen“, der immer wieder von Demokratie, Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit schwaffelt, dem Mörder die Hand schüttelt, wie es Westerwelle tat, und seinem Todesestablishment das wirtschaftliche Überleben sichert. Zum kotzen, diese Ignoranz und Blindheit!
Leider bleibt auch die Jungle World weit hinter der notwendigen Solidarität mit dem Iran, den toten Aktivist_innen, den vermißten Iraner_innen und den anderen Menschen im Iran zurück. Statt das Schweigen der Welt zu thematisieren, kritisiert Carl Melchers in seinem Artikel, daß der Hintergrund der Revolte zu wenig beleuchtet und das Märchen von der sogenannten „Twitter-Revolution“ tendenziell und vereinfachend reproduziert wird.
Letzteres stimmt so nicht. Der Film nutzt lediglich Blogbeiträge, Audiosamples und sehr, sehr wenig Twittermeldungen um zu rekonstruieren, was passierte. Die Atmosphäre der Revolte wird durch die zahlreichen, heterogenen Interviewpartner_innen nah gebracht. Die Wut auf das Schweigen der Welt, die Trauer und Ohnmacht der geflohenen Aktivist_innen resultiert nicht aus der Präsentation des Materials, sondern aus den erschreckenden Ereigenissen selbst.
Leider folgt Melchers nicht dem Neda’s Ruf, sondern einer blinden Kritik. Der Iran stirbt! Die Menschen leiden. Sie gehen immer noch auf die Straße, sie streiken, verweigern sich und kämpfen still. Deutsche Politiker_innen und die deutsche Wirtschaft schüttelt den iranischen Massenmördern die Hände und stattet sie mit dem Unterdrückungsmaterial aus.
Wir denken an Euch!
Nedas Ruf lebt weiter!
Der Film läuft zur Ziet noch im Kreuzberger Moviemento