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„München is‘ auch toll, Alta!“

BoBos suchen neuerdings mit Zettel und Belohnungen Wohnungen in Nordneukölln.

Der Reuterkiez ist weitestgehend gentirifiziert. Die Quadratmeterpreise bei Neuvermietungen sind zum Teil über 20% höher, als für die bereits dort Wohnenden. Im Schillerkiez, am Tempelhofer Feld, sieht es ähnlich aus. Zunehmend machen sich dort renditegeile Inverstment- und hochpreisige Immobilienfirmen breit.

Der Kiez um die Boddinstraße wird, ähnlich wie der Reuterkiez zur neuen Künstler_innen-Kolonie. Die Zwischennutzung für Kulturprojekte in der Boddinstraße wird gelobt. Die Sanierungen in der Straße ebenfalls. Erst kamen die Künstler_innen, dann die Bautrupps. Jetzt sind massive Mieterhöhungen angesagt. In der Werbellinstraße 9 soll, wie der Tagesspiegel mehrfach berichtete (1, 2), eine Wohnung für 11,71 EUR / m² vermietet werden.

Doch nicht alle Kieze in Nordneukölln waren bisher von massiven Mieterhöhungen betroffen. Das sogenannte Flughafenkiez, zwischen Flughafen-, Hermann-, Karl-Marx-Straße und Hermannplatz blieb bisher verschont. Zwar kamen vereinzelt zu Wohnungsbesichtigungen schonmal mehr als fünfzig Menschen, was eher an ähnliche Zustände im Friedrichshain oder in Kreuzberg erinnert, als an Neukölln, doch dies ist bisher die Ausnahme.

Allerdings fällt seit einigen Wochen auf, daß ganz besonders spitzfindige BoBos versuchen Wohnungen mittels selbstgemachter Suchankündigungen an Ampeln und Laternenmasten zu finden. Die sich selbst vermutlich als ganz besonders subkulturell empfindende Yuppies locken die Neuköllner_innen mit Belohnungen zwischen 50-200 EUR. Die anviesierte Miete schwankt. Meistens sind sie aber weit über dem Quadratmeterpreisniveau im Kiez und orientieren sich offenbar eher an den Preisen in Kreuzberg und Friedrichshain.

Die BoBos und ihre Zettel sind bisher nicht weit verbreitet. Sie hängen meistens am hinteren Eingang der U-Bahnstation Rathaus Neukölln. Einige laufen dann noch die Flughafenstraße hoch (oder runter) und bekleben die Laternenmasten und Ampeln.

Die Zettel der BoBos werden aber wenig beachtet oder hängen meistens nicht lange. Entweder werden sie ganz abgerissen oder zumindest die Abreißhinweise fehlen. Ein_e ganz gewitzte Neuköllner_in hat auf einem der Suchhinweise dem wohnungssuchenden Yuppie eine besondere Nachricht hinterlassen und subtil mitgeteilt, das die Miettreiber_innen hier unerwünscht sind und besser in München suchen sollen.

Eine weitaus bessere und sehr viel interessantere Form der Zettel sind die,  auf denen nach Nachmieter_innen gesucht wird oder sich jemensch als Nachmieter_in anbietet. So wird nämlich die Mietpreiserhöhungspirale bei Neuvermietungen durchbrochen. Der Quadratmeterpreis kann nicht erhöht werden. Schließlich gilt noch der Mietvertrag der Vormieter_in mit einem sehr viel geringerem Quadratmeterpreis.

Also, scheiß auf Belohnungen! Am Ende zahlen alle die höhere Mieten, die die pseudoalternativen BoBos als annehmbar anerkennen. Sucht Nachmieter_innen!