In der vergangenen Woche wurde die Feminist_in und Fotografin Maryam Majd verhaftet. Sie war auf dem Weg nach Deutschland, um zusammen mit Petra Landers an einem Fotoprojekt zur Frauen-Fußball-WM teilzunehmen. Am vergangenen Montag nun wurde ebenfalls ein Feministin und emanzipatorische Künstlerin festgenommen. Nach Augenzeugenberichten sollen Agenten des Geheimdienstes die Dokumentarfilmer_in Mahnaz Mohammadi aus ihrem Haus abgeführt haben. Sie soll sich in Tehran’s Evin Gefängnis befinden, wo es einen extra Abteilung für politische Gefangene gibt. Dort ist zur Zeit auch der iranische Regisseur Jafar Panahi inhaftiert, der durch den Film „Offside“ auch in Europa bekannt wurde. Mohammadi und Panahi wurden schon im Juli 2009 bei einer Gedenkfeier für die Toten während der Proteste gegen den Wahlbetrug – die sogenannte „grüne Revolte“ – in der Nähe von Neda’s Grab verhaftet.
Beide Aktivist_innen kämpften für Frauenrechte im Iran, blieben trotz der Gefahr und engagierten sich offen für Emanzipation. Majd schrieb für das seit 2008 verbotene einzige feministische Magazin „Zanan“ (Frauen). Mohammadi ließ iranische Frauen und ihre Forderungen an die Politik in der Doku „We are half of the population“ kurz vor der Wahl 2009 zu Wort kommen. Außerdem arbeitete sie nach eigenen Angaben an einem neuen Film über die aktuelle Situation von Frauen im Iran. Womöglich lieferte diese Ankündigung, wie auch schon bei Jafar Panahi, den iranischen Behörden die Rechtfertigung für ihre Verhaftung. Schließlich ist Mohammadi, wie sie in einer Erklärung zu ihrem verhinderten Besuch bei den Filmfestspielen in Cannes verlesen ließ, „eine Frau und Regisseurin – zwei ausreichende Gründe, um in diesem Land schuldig zu sein“.
Die Verhaftungen der beiden engagierten Aktivist_innen könnten aber auch im Zusammenhang mit dem Tod der Feminist und Frauenrechtlerin Haleh Sahabi stehen, die am 1. Juni bei der Beerdigung ihres Vaters nach massiven Attacken durch iranische Sicherheitsbeamt_innen an einem Herzinfarkt starb. In mehreren Gefängnissen begannen Aktivist_innen einen Hungerstreik um auf den Tod aufmerksam zu machen. Der Journalist Hoda Saber, der nach den Protesten im Juni 2009 verhaftet wurde, starb im Zusammenhang mit dem Hungerstreik nachdem er von iranischen Gefängnisbeamt_innen zusammengeschlagen wurde und zu spät ins Krankenhaus gebracht wurde.
Die Welle des Protestes geht weiter. Die Repression allerdings auch. Die Regierungen und die Medien in den sogenannten demokratischen Staaten schweigen weitestgehend. Gestern solidarisierten sich die drei größten deutschen Journalist_innenverbände Reporter ohne Grenzen (RGO), die Deutsche Journalistenunion (dju) bei ver.di und der Deutsche Journalisten Verband (DJV) mit den Inhaftierten und forderten in einer Presseerklärung ihre sofortige Freilassung. Außerdem solidarisierte sich auch Claudia Roth mit den Verhafteten.
Freiheit für Maryan Majd und Mahnaz Mohammadi!
Freiheit für alle politischen Gefangenen im Iran!
Das Bild ist aus einem älteren Interview des österreichischen Standard mit Mahnaz Mohammadi über Frauenrechte im Iran. Und hier ist ein Soli-Video der Rapperin Salome aus Tehran zu finden.