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Der deutsche Kleinbürger Adolf Eichmann vor Gericht

Vor 50 Jahren begann der Prozess gegen Adolf Eichmann. Mit ihm stand der deutsche Kleinbürger und nationalistische Karrierist, der anti-emphatische Beamten-Deutsche, der xenophobe und antisemitische Volksmusikliebhaber vor Gericht. Er hatte sich um eine Laufbahn in der Verwaltung bemüht. Er engagierte sich enthusiastisch im Frontkämpferbund. Noch in Österreich trat er in die NSDAP ein und heftete er sich den Totenkopf ans Revers. Er kämpfte um Kompetenzen bei der Stigmatisierung, Sammlung und Ermordung von Menschen. Ohne Befehle machte er sich von sich aus Gedanken um die „jüdische Frage“. Eichmann war der ganz normale Deutsche, der sich aktiv und mit Überzeugung am Aufbau der national-sozialistischen Diktatur beteiligte und für die Errichtung eines „rassenreinen“ und eines „judenfreien“ Imperiums, dem Dritten Reich, ackerte!

Solche Deutsche gibt es bis heute. Sie nennen sich heute allerdings Sarazzin. Sie schwadronieren, wie schon in den 90igern, über eine Flüchtlingswelle oder -schwemme. Sie unterscheiden wieder zwischen „Asylanten“, die allerdings Eichmann nicht interessierte, und Wirtschaftflüchtlingen, die in Europas nix zu suchen hätten… Sie stigmatisieren wieder, die ordentlichen Deutschen, um dann besser selektieren und abschieben zu können.

Die deutschen Kleinbürger_innen-Mentalität lebt weiter. Die Indifferenz gegenüber menschlichen Schicksalen und die Gründlichkeit mit der die Ermordung von Menschen penetrant xenophob betrieben wurde, setzte sich in der bundesdeutschen Verwaltung fort.

Im Deutschlandradio, der Stimme des deutschen Bürgertums, erinnerte heute ein Beitrag an den Beginn des Eichmann Prozesses. Globke kam auch vor. Zahlungen von Deutschland nach Israel ebenfalls. Und irgendwelche Verbindungen nach Südamerika.

Statt sich mit der Kontinuität, der Vertuschung und der schützenden Hand der BRD gegenüber hochrangigen Nazi-Größen zu thematisieren, wird der israelischen Justiz in dem Beitrag vorgeworfen den Staatssekretär Hans Globke und seine Verwicklung in die Shoa nicht thematisiert zu haben. Statt zu problematisieren, dass der gesamte Sicherheits- und Verwaltungsapparat einschließlich die Geheimdienste, die Polizei und das Außerministerium von Nazi-Größen bis weit in die 70iger Jahre dominiere wurde, ohne sie mit ihren Verbrechen zu konfrontieren, reproduziert der Deutschlandfunk krude Verschwörungstheorien.

Die Fratze der menschenhassenden Deutschen grinst noch. Sie erfreut sich wieder großer Beliebtheit. Wie schon Eichmann im Prozess wollen die deutschen Menschen Opfer sein – von Hitler, den Allierten, israelisch-amerikanischen Verschwörungen und, wenn sich gar nix findet, von Befehlen. Eigene Verantwortung und ein klare Distanzierung von national-sozialistischen, xenophoben, antisemitischen und anderen Exklusionszuschreibungen braucht es so nicht mehr. Immer sind es die Anderen, die „Fremden“, die Deutschland zu Grunde richten und überfordern… Grrr!

Scheiß Deutschland! Verrecke endlich!