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„Alles, was wir wollen, ist ein bisschen Freude“

Am 31. Juli fand, wie Radio Free Europe / Radio Liberty berichtet und Julia freundlicherweise übersetzt hat, im Tehraner Park „Garten des Feuers und des Wassers“ eine Wasserschlacht mit circa 800 beteiligten statt, die auf Facebook organisiert und von der Polizei aufgelöst wurde. Der Tehraner Polizeichef erklärte später, daß zahlreiche junge Menschen wegen „Verstoß gegen islamische Prinzipien und Normen“ verhaftet worden sind. Ebenfalls am 31. August sind in der Stadt Mashhad im Osten des Irans, wie der Freedom Messenger berichtet, 21 Iraner_innen auf einer gemischtgeschlechtlichen Party verhaftet worden. Sie sollen „unanständig“ getanzt haben. Außerdem sind zu Beginn der Woche zahlreiche Anhänger_innen der Religion Baha’i im ganzen Land festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen Teil eines „internationalen Korruptionsnetzwerks“ zu sein und „mit sexueller Aufreizung und Homosexualität Werbung für den Baha’i-Kult“ zu betreiben.

Bei den Parties, die nicht nur von jungen Menschen, sondern auch älteren Semestern besucht wurden, wie auf Fotos des Blogs Tehran live zu sehen ist, wurden weder Kritik an der regierung geübt, noch sonstwelche oppositionellen Parolen gerufen. Die Menschen hatten einfach Spaß und feierten ausgelassen sich selbst. Auch bei den Baha’i könnte die entspannte Beziehung zu ihrer Religion und den menschlichen Bedürfnissen ausschlaggebend für die Verhaftung gewesen sein.

Der Staat Iran und sein zerstrittenes Establishment setzt vollkommen auf Entrechtung ihrer Bürger_innen und vor allem von jungen Menschen und im besonderen von Frauen. Zur Reglementierung des sozialen, religiösen und zwischenmenschlichen Alltags der Iraner_innen kommt hinzu, daß, wie seit langem bekannt ist, fundamentalistisch islamistische Paramilitärs ökonomish protegiert und gefördert werden. So wurde Rostam Ghasemi, Chef der Khatam al-Anbia („Das Siegel der Propheten“) des Militär- und Industriestützpunkts der Revolutionsgarden, dessen gleichnamige Unternehmensgruppe mit der libanesischen Hezbollah zusammenarbeiten soll – mit Beschluß des iranischen Parlaments vom 3. August zum Ölminister ernannt und somit gleichzeitig Chef der OPEC.

Das es aber auch ein ganz anderes, multikulturelles und ausgelassenes Iran gibt, zeigen die Bilder der Wasserschlacht. Außerdem wird Barbara Naziri am 12. August bei einer Lesung aus ihrem Buch „Grüner Himmel über schwarzen Tulpen“ in Elgas Kultursalon im Freien Museum Berlin ebenfalls ein anderes Bild eines lebendigen und freien Irans zeigen. Ist zumindest auf dem Blog der Flüchlingshilfe Iran zu lesen.