Die Bandbreite bewegt sich offensichtlich in verschwörungstheoretischen Kreisen und reproduziert offen Nationalismus. Ersteres bringt sie in Kontakt mit zumindest rechtsoffenen, wenn nicht antisemitischen Netzwerken. Ihr Patriotismus versteckt sich dagegen hinter vermeintlich (selbstironischer) Heimatliebe und Nationalflaggenfetisch. Letzteres wird immer wieder der „antideutschen Bewegung“ vorgeworfen, wo immer die auch zu finden ist. Besonders erstaunlich ist aber, das die Bandbreite immer wieder mit (Gegen-) Zuschreibungen und einer konspirativen Verschwörung gegen diese schlechte Band verteidigt wird. Ihr offensichtlicher Sexismus und die kruden Verschwörungstheorien, zum Beispiel auf ihren zu kaufenden EP Zwangsimpfung, wo in den Tracks die gefährliche Handystrahlung, die „EU Verschwörung“, das böse raffende Finanzkapital, Israel und diebösartige Lügenpresse gegeißelt wird, werden vollkommen ausgeblendet. Im Übrigen ist die böse Presse sehr Willkommen, wenn es um Promotion für die eigene Kunst geht.
Mehr zur Bandbreite und ihren Kunst haben wir bei indymedia, dessen Moderator_innen die Recherche für einen Meinungsbeitrag halten, und bei indymedia linksunten veröffentlicht, die sehr viel mehr damit anfangen konnten. Hier der Text in Gänze und um einige Details ergänzt. Im Übrigen sind alle Zitate nachvollziehbar und die Titel zum Teil immer noch erwerbbar. Die Bandbreite hat sich insbesondere von den verschwörungstheoretischen Texten aber auch von den sexistischen und sexuelle Übergriffe verherrlichenden nie distanziert.
Die Bandbreite – Verschwörungen und Nation
Die Duisburger Band „Die Bandbreite“ ist seit ihrem Bestehen von emanzipatorischer Seite immer wieder kritisiert worden. Hierbei ging und geht es weniger darum die Musik und die Performance von Wojna und Torben ästhetisch zu bewerten, sondern viel mehr sich mit den Inhalten der Songtexte und der Präsentation auseinanderzusetzen. Des Weiteren wird die fehlende Distanz zu offen antisemitischen Sekten, wie der Anti-Zensur Koalititon (AZK) des evangelikalen Schweizer Laienpredigers Ivo Sasek, oder die Verbindungen zu verschwörungstheoretischen Netzwerken thematisiert, die immer wieder auf vermeintlich angloamerikanische und jüdische Konspirationen vor allem in Bezug auf den Terroranschlag am 11. September 2001 verweisen.
In einem aktuellen „Interview“ (Video) zu den Vorwürfen gegen „Die Bandbreite“ im Zusammenhang mit der Pressefest der DKP Zeitschrift „Unsere Zeit“ (UZ) bemängeln Wojna und Torben, daß sich die vermeintlich anti-deutschen Kritiker_innen nie mit ihrer Kunst auseinandersetzen, sondern lediglich ihr „Gelabber“ kritisieren würden. Das ihre vermeintliche künstlerische Betätigung vor allem in unerträglich nationalistischen, sexistischen, immer wieder Verschwörungskonstruktionen reproduzierenden „Gelabber“ kulminiert, wird von beiden dabei offenbar genauso wenig reflektiert wie die Kritik daran, die sich nämlich explizit auf die Texte und ihre Präsentation konzentriert. Um die Kritik zu konkretisieren und zu zeigen, daß sie keinesfalls lediglich 2-3 Songs betrifft, hier eine unvollständige Zusammenstellung.
Verschwörungen für alle
„Die Bandbreite“ setzt sich schon sehr früh mit Verschwörungstheorien auseinander und läßt schon auf ihrer ersten CD erahnen, was später konkret und ideologisch geschlossen folgen sollte. Schon auf ihrem ersten Album „Die Welt ist schön“, leider immer noch bei Amazon erwerbbar und unter dem Namen „Die komplette Bandbreite“ erschienen, deuten sich erste verschwörungstheoretische Linien an. So fragt sich Wojna in „Mr. Bush“, wieso das World Trade Center zum „Sarg für 6000 Seelen“ wurde und gibt zaghaft eine Antwort.
Wieso, Mann, wenn Islam Frieden heißt,
machen diese religiösen Todesboten son Scheiß.
Ich weiß die Antwort nich genau, doch Mister Bush
ich habe dat Gefühl, Mann, Du hast da wat gewusst, Hey!Mister Bush, hast Du es wirklich nicht gewusst?
Wozu Menschen im Stande sind aus Verzweiflung und Frust?
Mister Bush, hast Du et nich geahnt?
Sag mir Mister Bush, warum ham die dat geplant?Quelle hier
Zwei Alben weiter ist sich „Die Bandbreite“, wie auf der 2008er CD „Hexenjagd“ zu hören ist, schon sicher. Die USA und die anderen kapitalistischen Staaten haben es „selbstgemacht“ und so einiges „unter falscher Flagge“ angezettelt.
Wat ist eine Attacke unter falscher Flagge?
Und warum singt die Bandbreite über so ne Kacke?
Ich werd’s dir sagen, False Flag ist ein Instrument,
dat jeder Staatschef auf dieser Erde gerne nutzt und kennt,
es liegt im Trend bei MI6, CIA und BND,
mein baut sich selbst ne Bombe und stellt sie in ein Cafe,
oh je, dat muss ein Moslem gewesen sein.
ist zwar alles kaputt aber sein Pass hier der ist noch heil.
Derweil schreien Leute und überall liegen Leichen,
und Politiker freuen sich so ihre Ziele zu erreichen.Quelle hier
Der Song „Selbstgemacht“, auch auf dem 2008er Verschwörungstheorien reproduzierenden Konzept-Album „Hexenjagd“, ergänzt die bei „Unter falscher Flagge“ nicht aufgeführten vermeintlichen Inside-Jobs. So heißt es:
Ihr wolltet damals über Cuba ein Flugzeug sprengen
und dann Fidel Castro diesen Coup anhängen.
Ich denke dann an den Golf von Tonkin in Vietnam.
Damals habt ihr behauptet man griffe euch an.
Ein anderes Unterfangen, dat war ziemlich makaber,
eigne Leute geopfert im Massaker von Pearl Harbor.
Ja, die bösen Japaner, die euch nur dabei halfen,
endlich mit in den zweiten Weltkrieg einzugreifen.
Sehr ergreifend auch, datt damals irakischen Soldaten
in Krankenhäusern Babys aus den Brutkästen traten.
Es war ’n Fake, ’ne Fälschung, ein PR-Gag von euch,
doch hat dat für den Eintritt in den Golfkrieg gereicht.
Und da macht ihr’s mir leicht, mit dem 11. September,
denn an eurem Verhalten hat sich gar nix geändert.
Zwei weitere Länder legt ihr gleichsam in Eisen,
führt ’nen Krieg im Irak mit gefälschten Beweisen.Quelle hier
Da kommt von Pearl Harbor, über den israelischen Angriff auf die USS Liberty sowie die Anschläge von islamistischen Fundamentalist_innen seit der Jahrhundertwende alles vor. Diese Ereignisse sollen sämtlichst von westlichen Geheimdiensten organisiert worden sein, um die Bürger_innen besser unterjochen zu können.
Die Kritik an diesen Versen besteht im Übrigen nicht darin, daß sich Geheimdienste ihre Eskalation selbst bauen, sondern das diese Antwort für alles herhalten muß und sämtlichst als Verschwörungen einer vermeintlich kleinen Gruppe von Menschen als einzig seligmachende Wahheit verkauft werden. Wer die Konspiration nicht durchschaut, oder sie offensiv negiert, muß so Teil der Verschwörung sein. So beweist sich der Glaube an die Verschwörung nur durch sich selbst.
Das die Reproduktion von Verschwörungstheorien integraler Bestandteil der Bandidentität ist, beweisen das Bandlogo in dem ein Flugzeug um zwei stilisierte Türme fliegt (wie oben zu sehen), die aus den Initialen des Bandnamen (db) gebildet werden, und das beliebte Shirt-Motiv „9 / 11 selbstgemacht“, das außerdem als Icon des Twitteraccount genutzt wird.
Sexismus und sexuelle Übergriffe
Neben vermeintlichen Konspirationen und Kritiker_innen (die eigentlich „Faschos“ sein sollen, siehe Song „Der Antideutsche“, ebenfalls auf dem dem 2008er Album) beschäftigt sich „Die Bandbreite“ auch mit der ganz banalen Wirklichkeit heranwachsender.Das zweite Album „Komplett durch“ aus dem Jahr 2006 widmet sich deshalb vor allem den zwischenmenschlichen Beziehungen.
Hierbei reproduzieren Wojna und Torben offen sexistische Klischees, die Mädchen und Frauen offenbar lediglich als Prostituierte wahrnehmen und Feminist_innen – also emanzipatorische Frauen – als unerwünscht betrachten. Die Konsequenz der Objektivierung des Frauenkörpers ist deshalb, wie im Track „Miesmuschel“ gerappt wird: „ich plädier auf Vergewaltigung!“
Zuvor muß Wojna aber die Frau, die er vergewaltigen möchte oder von der er sich selbst abstruser Weise womöglich als mißbraucht betrachtet, abwerten, sie als unhygienisch, sexuelle untalentiert und abstoßend beschreiben.
Du hast mir fast meinen Schwanz abgerissen,
in deinem Alter sollte man sowat do wissen,
Du bist versessen und aufgeklärt durch Bravo,
doch hast vom Poppen so gut wie keine Ahnung,
du hast die ganze Zeit die Augen zu,
ne Schaufensterpuppe hat mehr Flair als du […]Bis nur son kleines Vagina-Child.
Doch führst dich auf wie Gina Wild.
Stylest dich auf wie ne Prostituierte
bist tätowiert und dazu noch gepierct, ey […]Tu mir n Gefallen, putz dir beim nächsten mal die Zähne,
es mangelt dir ganz einfach auch an Unterleibshygiene,
die braune Strähne, ein Pech dat ich hatte,
nach’m Lecken am Kinn deine Kacke […]Nem Feind von mir mir, wünsch ich nich eine Nacht mit dir.
Hab Haare im Mund, denn du warst unrasiert.
Beim Reiten quetscht du mir ein Ei zu Brei.
Ich zeig dich an, ich ruf dich an ich ruf die Polizei.
Dat sorgt bei denen für Erheiterung,
Mir egal – denn ich plädier auf Vergewaltigung!Quelle hier
Im Track „Eingelocht“, der immer noch über Amazon runtergeladen werden kann, aber – weil indiziert – nicht mehr auf der offiziellen CD auftaucht, geht Wojna dann noch weiter und schildert einen sexuellen Übergriff.
Ne, ne, es tut dir weh,
doch wir warten nich,
wo ich doch so selten ma’n harten krich.
du bis nich artig und jetzt kommt deine Strafe,
du kanns nicht erwarten,
datt ich zärtlich mit dir schlafe.zitiert aus einer antifaschistischen Kritik
Wovon so eine richtige Duisburger Atze träumt, schildert Wojna dann in einem anderen Song. In „Mann kennt uns“ aus dem Album „Die Welt ist schön“ kommt alles zusammen, was an widerlichen sexistischen Klischees so existiert.
Mit inne Schauze die Kippen stehn da so schnippische Hippen,
die lass ich lieber links liegen, um mich den Lieben zu widmen.
So viele sinnliche Lippen, an Longdrinkgläsern nippend.
Ey, Emanzen nach hinten, darf ich denn zum Tanze bitten?
dat Gewitter inmitten Hunderter von Tanzschritten
zucke zur Mucke zwischen all den zauberhaften Zuckertitten.
Vergess die guten Sitten inspizier die fitten Schnitten,
move die Füße, um mit Muße in die Ausschnitte zu blicken.
Kann mich köstlich besicken, und mir noch n Köpi kippen,
bis die ersten braunen Augen dann in meine blauen blicken.
Ey Süße komm mit, denn aufem Rücksitz von mein Schlitten –
ey dat is der Hit – da kömma lustig weiter wippen.Ey! Dein Mini-Tanga stört nich!
Heut fickidie! Ey man ich leck sie ab.Quelle hier
Das Objekt „Frauenkörper“ ist in den angesprochenen Songs also lediglich eine sexistische Projektionsfläche für Männer, die Frauen taxieren, sie als (ge-) brauchbar einstufen und über sie auch gegen den ausgesprochenen Willen verfügen. Selbst wenn mensch die Texte als Überzeichnung interpretieren würde, fällt auf, daß sexistische Klischees und eine heteronormative Sprache reproduziert werden. Wenn es eine bewußte Überhöhung sein soll, ist diese nicht als solches erkennbar, sondern ganz im Gegenteil, Sprache und Performance reproduzieren ohne jeden kritischen Bruch Sexismus, Macht- und Dominanzverhalten gegenüber Frauen.
Deutschtümelei und Heimat
Zu den Verschwörungstheorien und dem Sexismus kommt bei Wojna und Torben allerdings noch Nationalismus (oder nationalistischer Patriotismus) hinzu. Die offen nationalistische Präsentation der Band „Die Bandbreite“, die sich wie schon an dem Sexismus erkennbar ist, an apolitische Jugendliche richtet und im bürgerlichen Mainstream nach Einnahmen fischt, läßt sich vor allem in den beiden Videos „Weltmeister (Ja wat denn)“ und Dat is Duisburg“ erkennen.
Im Video zu „Weltmeister (Ja wat denn)“ (Video) läuft Wojna mit Oberlippenbärtchen und strammen Schrittes zum Weltmeistertitel und polemisiert gegen diejenigen, die Deutschland den Titel nicht gönnen. Die regionalpatriotische Hymne an alle Duisburger Atzen (Video) ist nicht minder gewöhnungsbedürftig. Die (Selbst-) Ironie und weitestgehend unpolitische Liebeserklärung an die eigene „Heimat“ schaffte es so auch zu Sat1 (Video).
Erstaunlich ist, daß in anderen Tracks der Band die bürgerlichen Medien nicht selten als Lügenpresse („Spieglein Spieglein“ erschienen auf der EP „Zwangsimpfung“) oder, wie im gleichnamigen Track zu hören ist, als Teil der „Matrix“ bezeichnet werden.
Wir hängen an den gleichen Schläuchen und der Fernseher spricht,
Zeigt uns schwarz und zeigt uns weiß, doch was wahr ist, zeigt er uns nicht.
wir gehen auf in Hass und Angst vor einem falschen Phantom,
weil nur die entzweite Menschheit für die Logen sich lohnt.
Es scheint als thronte irgendwo hier eine heimliche Zunft,
stets im Kampf um den Profit und gegen die Vernunft,
sie stutzt die Geister sich zurecht, so datt hier keiner mehr schreit
die Herrschaft manifestiert so wie Orwell es beschreibt.Quelle hier
Dieses wichtige Detail, das nämlich alles im Fernsehen gelogen ist, ist dem Boulevard-Magazin des ProSiebenSat1 Medienkonzern offenbar bei der Recherche zu „Die Bandbreite“ wohl entgangen. Genauso wenig ist den Journalist_innen nicht aufgefallen. daß sich auf der CD, wovon „Dat is Duisburg“ ein Teil ist, einige krude Verschwörungstheoretische Tracks befinden. Ist Sat1 eventuelle auch Teil des Truther-Netzwerkes? Wohl eher nicht. Aber für guten Journalismus ist die Sat1 Redaktion auch nicht gerade bekannt.
An die Veranstalter_innen
Zusammenfaßend läßt sich feststellen, daß die ideologischen Brüche und die mangelnden Berührungsängste zu islamo- und xenophoben Netzwerken offensichtlich ein verkaufsfördernder Kompromiß ist, den „Die Bandbreite“ bewußt eingeht. Schließlich müssen Wojna und Torben ja von irgend etwas leben. Mit einem emanzipatorischen Kampf für eine soziale Revolution haben die beiden wenig zu tun.
In sektiererischen Kreisen werden sie dafür umso mehr geliebt. Sowohl die antiimperialistischen Anti-Kapitalist_innen und vermeintlich kommunistische Wahrheitsfetischist_innen als auch die patriotischen Infokrieger_innen reißen sich um sie. Beide Spektren sind sich einig, daß es vor allem anti-deutsche Kreise sein müssen, welche die Band kaputt machen wollen. Die Konspiration setzt sich also fort und bestätigt sich vermeintlich. Doch die „Kunst“ von Wojna und Torben sprechen für sich.
In den Texten und der Präsentation der Titel finden Nationalismus, Sexismus und Verschwörungstheorien zusammen. Aus diesem Grund muß „Die Bandbreite“ isoliert werden. Von Wojna und Torben ist zwar nicht zu erwarten, daß sie sich wie Makss Damage komplett in die Nationale Bewegung verabschieden – dafür waren sie zu wenig Teil irgendeiner Antifa und sind zu sehr an Konsum und bürgerlichem Erfolg interessiert – dennoch haben sie bei „linken“ Veranstaltungen und in emanzipatorischen Zusammenhängen nix zu suchen.
One Comment
Weitere ausführliche Kritik: http://reflexion.blogsport.de/2011/10/11/reflexion-vs-bandbreite/