Am gestrigen 9. Mai jährte sich zum 66. Mal der Sieg der Roten Armee über Nazi-Deutschland. Außerdem wurde vor 23 Jahren Giuseppe „Peppino“ Impastato von Mafiosi erst ermordet und dann von einer Bombe zerrissen. Gab es gestern in Italien wenig zu feiern, schließlich sitzt die Mafia längst im Parlament, kann sie zunehmend erfolgreicher kritische Journalist_innen bedrohen und juristisch verfolgen, sowie breitet sich in den bürgerlichen Schichten eine geschichtsrevisionistische und faschistische Grundatmosphäre aus, hatten Antifaschist_innen, Russ_innen und andere emanzipatorische Menschen gestern einen Freudentag zu feiern!
Vor 66 Jahren hörte Deutschland vorerst auf zu existieren und lag zerstört am Boden. Erst die Alliierten selbst, vor allem die Westmächte USA, Frankreich und England, bauten aus dem Nazi-Dreck den alten Staat mit antisemitischen Beamt_innen, einer „neuen“ Wehrmacht und Nazis in verantwortlichen politischen Positionen wieder auf. Aber auch die Sowjetunion installierte im Osten des ehemaligen Scheiß-Deutschland einen totalitäres Vasallenstaat, der nicht minder nationalistisch, deutschtümelnd, antisemitisch (versteckt hinter Palästina-Solidarität und Antizionismus, wobei es auch emanzipatorischen Antizionismus geben kann) und xenophob die deutschen Kontinuitäten fortsetzte. Deshalb ist der 9. Mai als Feiertag des Endes von Deutschland – als der Tag des Sieges über Deutschland – so wichtig!
Die Zusammen Kämpfen Gang mit Hang zum checkerhaften Reviermackieren und zur Gewalt auch gegen emanzipatorische Menschen, die eine Befreiungsparade als Nazi_Veranstaltung diffamieren und attackieren, bei der Freiraum-Demo am Tag vor dem 1. Mai selbstherrlich Ordner_innen-Dienste übernahmen und emanzipatorische Fotograf_innen angriffen, aber auch mal im eigenen Revier andere Antifa-Aufkleber (ganz nach Ultrà-Art) überkleben, hat diesen Feiertag offenbar mächtig mißverstanden. In ihrer Erklärung zum gestrigen 9. Mai geht es viel um Verantwortung, anti-imperialistischen Kampf und Erinnerung. Von den russischen Verhältnissen und dem Kampf um Berlin sowie den beteiligten Protagonist_innen, wie zum Beispiel Marshall Zhukov, wird nix erwähnt. Dafür umso mehr von deutschen Typen.
Ganz besonders obskur, vom provokanten Auftritt und der beinah schon (para-) militärischen Inszenierung mal abgesehen, war aber offenbar das merkwürdige, beinah schon religiös-liturgische Initiationsritual. Löblich ist, daß sich ZK Berlin auf den Schwur von Buchenwald bezieht und Antifaschismus mit Antikapitalismus verknüpft, aber dennoch paßt diese Inszenierung nicht zum Feiertag des Sieges über Nazi-Deutschland. Diese Art der demütigen und kämpferischen Erinnerungskultur gehört zum deutschen Gedenktag am 8. Mai – dem Tag der Befreiung. An diesem Tag erinnern deutsche Bürgerskinder an die Befreiung Scheiß-Deutschlands von der sogenannten Nazi-Barbarei, als ob ihre Eltern nix damit zu tun hatten.
Das Fest im Treptower Park, organisiert vom Berliner VVN-BdA, der Antifaschistischen Initiative Moabit (AIM), dem Antifaschistischen Bündnis Süd-Ost (ABSO), der Autonomen Antifa Berlin (A²B) und der Autonomen Neuköllner Antifa (ANA), war da schon von ganz anderem Kaliber. Für Berliner Russ_innen ist dieses Fest längst ein fester Termin. Neben den üblichen antifaschistischen Gruppen feiern an diesem Tag Menschen aus völlig verschiedenen Spektren. Patriotische Russ_innen sind da genauso dabei, wie nostalgische Sowjetmenschen, vermeintlich verfeindete Anti-Imps, Anti-Ds und andere emanzipatorische Menschen. Alle feiern sie gemeinsam!
Am Nachmittag bestimmten vor allem Familien und schick angezogene Russ_innen das Bild. Sie trafen sich wie jedes Jahr am Sowjetischen Mahnmal, informierten sich beim Fest, feierten gemeinsam mit den Antifaschist_innen und genoßen den „Tag des Sieges“ mit russischer und sowjetischer Folklore. Am Abend war der Trubel etwas ruhiger und die Partybegeisterten übernahmen… Toll, dieses Fest! Umso kurioser und störender war deshalb der Auftritt der ZK Gang. Es war ein schönes Fest – wie es sich an einem Jubeltag gehört!