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Angst und Selbstorganisation in Ägypten

Mubarak und seine Günstlinge laufen zunehmend Amok. Gestern wurde organisiert und brutal die Demokratisierungsbewegung angegriffen. Es gab hunderte Verletzte. Offensichtlich geht es den Prügelhorden des Establishments nicht darum die jungen Demonstrant_innen gegen Mubarak zu töten, sondern sie einzuschüchtern. Das Chaos schlägt allerdings auf Mubarak und seine Regeirung zurück. Während die Protestbewegung, wie der Politikwissenschafter Hamed Abdel-Samad in einem Jungle World Interview berichtet, eigene Sicherheits- und Verwaltungsstrukturen sowie eine unabhängige Versorgung der Verletzten organisiert, verbreiten die Anhänger_innen von Mubarak nur Zerstörung, Gewalt und Unsicherheit. Schlimmer ist allerdings, daß der Westen schweigt und zum Teil Mubarak weiter aus vermeintlich geostrategischen Gründen unterstützt.

Die Agypter_innen sind sauer und fühlen sich allein. Sie wollen Demokratie, tun etwas (von Innen, wie immer gefordert wurde) und werden dennoch allein gelassen. Stattdessen sorgt der Westen für den Nachschub von Tränengas gegen die Demonstrant_innen, wie Abdel-Samad in einem Interview mit dem Deutschlandfunk bekräftigt.

Alle Ägypter, alle Ägypter fühlen sich alleine gelassen. Kein Ägypter glaubt mehr an die westliche Demokratie, wenn der Westen so plädiert, wir wollen demokratisieren, wir wollen Veränderung. Jeder hat gesagt, die Veränderung in der islamischen Welt muss von innen beginnen. Jetzt beginnen wir die Veränderung von innen, und diese Veränderung wird auch von außen gewürgt. Man versucht, das Regime Mubarak weiterhin künstlich zu beatmen, um an der Macht zu bleiben. Es ist sehr, sehr traurig. Die Ägypter werden sich daran erinnern, wer an unserer Seite war und wer nicht. Es war eine sehr gute Chance für einen Neuanfang. Wenn man tatsächlich Demokratie und Freiheit will, dann muss man die Ägypter unterstützen, und zwar aktiv.

Der deutsche Außenminister hat gesagt, Gewalt gegen Zivilisten oder gegen Demonstranten ist inakzeptabel. Was bedeutet das? Jeder, jedes Kind kann so einen Satz von sich geben. Was bedeutet das auf dem Boden der Tatsachen? Wir wollen Aktionen sehen! Der ägyptische Botschafter in jedem europäischen Land muss berufen werden, er muss sich erklären, ist dieses Regime überhaupt im Stande, seine eigenen Bürger zu schützen. Ein Regime nimmt sein Volk als Geisel und die Welt schaut Fernsehen und amüsiert sich. Das ist beschämend.

Es muss eine klare Linie geführt werden. Ägyptens Konten im Ausland müssen sofort eingefroren werden. Ägyptische Diplomaten dürfen nicht europäische Städte betreten. Ägyptische Botschafter können entlassen werden oder berufen werden, um sich zu erklären, damit das Regime den Druck spürt. Dieses Regime wurde Jahrzehnte mit Waffen vom Westen unterstützt. Dieses Tränengas, das uns am Freitag beinahe erstickt hätte, wo kam das her? Ägypten hat keine Fabriken für Tränengas.

Solidarität ist ein Waffe!

Frauen sind ein großer Teil des Protestes, Foto von hier

One Comment

  1. ansonsten sind auch einzelne Betriebe durch die ArbeiterInnen in Beschlag genommen worden, m.W. sind derartige Basis- und Selbstverwaltungsstrukturen in Tunesien zur Zeit noch um einiges häufiger

    Posted on 05-Feb-11 at 16:29 | Permalink