Naja, ’ne echte Offensive ist es eigentlich nicht. Be 4 Scheiße stimmt eigentlich auch nicht mehr. Schließlich ist von den Flugbetriebsfetischist_innen lediglich Michael Paul übrig geblieben. Der Sitemessie und fleißiger Pressemiteilungen-Schreiber – übrigens auch im Blogsport Universum aktiv – scheint aber neue Kumpels gefunden zu haben. Mit Wolfgang Przewieslik, ehemals Vorstand der Interessengemeinschaft City-Airport Tempelhof (ICAT), Betreiber der nicht minder verschwörungstheoretischen Seite Das Thema Tempelhof und Parteichef der Tempelhof-Partei (TP), hat Paul einen ähnlich paranoiden und umtriebigen (Weg-) Gefährten gefunden.
Przewieslik, er nennt sich selbst Marketing-Consultant, scheint ein ähnlich witziger Mensch zu sein, wie Michael Paul. Er flog aus der ICAT raus, weil er es nicht sein lassen konnte zu behaupten, daß Wowereit höchstpersönlich und der Rot-Rote-Senat im Allgemeinen die Bürger_innen-Befragung zum Erhalt des Flughafen Tempelhof manipulieren würde. Er forderte mehrfach öffentlich Wahlbeobachter_innen der OSCE. Dies ging selbst den härtesten antikommunistischen Konservativen zu weit.
Er beschäftigte sich dann aber weiter mit dem Thema Tempelhof und der dahinter liegenden Verschwörung. Zuerst fütterte er seine Seite. Im Februar 2009 gründete er dann kurz vor der Europawahl, durch die bürgerliche Presse medial begleitet, die „konservativ-liberale“ Tempelhof Partei (TP) machte sich zum Parteivorsitzenden der zwölf Mitglieder_innen, zog gegen den Senat vor Gericht und sammelte aber offenbar nebenbei immer weiter vermeintlich stichhaltige Indizien gegen Wowereit, die SPD, den Senat und für den Erhalt des Flughafens Tempelhof.
Bei einer Wahl konnte die Partei der Tempelhof-Autist_innen bisher nicht antreten. Es ist davon auszugehen, daß die Partei gar nicht mehr existiert. Interessant ist dennoch, daß die TP offensichtlich von Nazis und Nationalist_innen positiv aufgenommen und unterstützt wurde. Verbindungen zu Verschwörungstheoretiker_innen werden Przewieslik ohnehin nachgesagt. Eigentlich erstaunlich, daß sein neuestes Projekt – das Buch „Der Fall (von) Tempelhof“ nicht im Kopp Verlag erschienen ist. Ähnlicher Schrott findet sich dort zu Hauf.
Przewiesliks Buch, in dem er und seine eher zurückhaltenden Mitstreiter Daniel-Stephan Bohl aus Bestensee sowie Werner Röttger, die nervigen Newsletter und Verschwörungsphantasien gesammelt haben, wurde im Selbstverlagshaus Shaker Media veröffentlicht. Der Untertitel muß in seiner Wahrnehmungsschwäche der Wirklichkeit Michael Paul ganz besonders gefallen haben. Das wir doch glatt behauptet, daß in dem Buch die Geschichte erzählt wird, „wie Klaus Wowereit den Flughafen Tempelhof schloss und ihn zu einer Stadtbrache machte“. Daß das Tempelhofer Feld oder auch der Tempelhofer Park sich spätestens seit dem letzten Sommer zu einer der hippsten Locations entwickelt hat, sich das Bionade-Bürgertum aus dem fernen Friedrichshain aufmacht, um dort zu segeln, Chaot_innen sich treffen usw, scheint Przewieslik dabei völlig entgangen zu sein. Aber das ist auch keine Wunder, wenn mensch in einer Zeitschleife lebt und immer noch glaubt, es wäre 1984.
Naja, bei Be 4 Scheiße ist also alles beim Alten. Michael Paul schreibt fleißig Pressemitteilungen, lädt obskure Spinner zu Lesungen ein und träumt immer noch von seinem Flughafen Tempelhof. Aber die Welt dreht sich weiter – ohne ihn und Be 4 Scheiße!