Julian Assange und Wikileaks sind in aller Munde. Seine Lebensgeschichte ist Millionen wert. Seine geleakten Informationen eher weniger. Auch weil sie offenbar langsamer veröffentlicht werden, als angekündigt. Die Nerds der Welt, Verschwörungstheoretiker_innen und Truther_innen aller Schattierungen werden ihn dennoch nicht vergessen. Sie brauchen ihn! Aber auch bürgerliche Medien wie die taz, die Frankfurter Rundschau, der Tagesspiegel, usw sowie alternative Portale, wie Telepolis und die vermeintlich sozialistische Tageszeitungen Neues Deutschland, unterstützen eine Kampagne „Gegen die Kriminalisierung von Wikileaks“. Das in der Debatte um die Wikileaks-Publikationen immer wieder widerlicher Sexismus angespült wird, hatten wir hier schon erwähnt. Aber sauberster Anti-Amerikanismus und Verschwörungen gehen in den herrschaftsaffinen Medien auch immer. Ein besonders obskures Beispiel hat reflexion ausgegraben. Der Beitrag von Ken Jebsen im Rahmen von KenFM beim Fritz-Radio scheint hierbei exemplarisch Nerdphantasien, deutschen Opfermythos, erzkonservative und nationalistische Minderwertigkeitskomplexe sowie Besatzungsängste (wenn nicht gar Penitrationsphobien) zu einem stinkenden Cocktail zu mixen.
Der Beitrag von „KenFM“ macht eines deutlich: Innerhalb der innerdeutschen Debatte um Wikileaks geht es vor allem um die Bestätigung von antiamerikanischen Vorurteilen. Seine Positionierung könnte, in ähnlicher Form, auch von irgendwelchen Nazis kommen, die die Bundesrepublik ebenfalls als „Vasall“ der USA imaginieren. Hier geht es nicht um Aufklärung und erst recht nicht um die Wahrheit; hier geht es darum den Hass auf die Vereinigten Staaten von Amerika zu artikulieren und Julian Assange zum Über-Opfer zu machen. Kein Wunder, dass der vor einigen Tagen veröffentlichte Beitrag bereits mehr als hunderttausend Mal bei Youtube angeklickt wurde und sich bei Anti–Amerikaner_innen jedweder Couleur großer Beliebtheit erfreut. Der Hass auf die Vereinigten Staaten geht sogar so weit, dass ein Julian Assange als eine Art moderner Robin Hood gefeiert wird. „KenFM“ ist lediglich ein Beispiel für diese deutschen Zustände, denen mensch den Krieg erklären sollte.
Es wäre besser andere Whistle-Blowing Plattformen, wie Openleaks oder Cryptome zu unterstützen, als einen hybriden Sexisten und seine Gemeinde. Wikileaks wäre im Übrigen ohne ihn sehr viel glaubwürdiger und relevanter.