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Prata om det – Sexuelle Übergriffe thematisieren!

Sexismus und sexuelle Übergriffe sind nicht nur in institutionalisierten, heteronormativen  Erziehungsanstalten, religiös frauenfeindlichen Männerbünden und anderen genderdiskriminierenden Hierarchien Alltag. Auch in vermeintlich emanzipatorischen Zusammenhängen gibt es immer wieder Übergriffe und sexuelle Grenzverletzungen, die vor allem Frauen betreffen. Die Diskussion um Definitionsmacht und die Sensibilisierung sexistischer Sprache und Diskurse hat dabei wenig geholfen. Aus Schweden kommt nun eine unterstützenswerte Kampagne über sexistische Übergriffe im Alltag, insbesondere in der vermeintlichen Grauzone bei Paaren, Bekanntschaften, „Onenightstands“ usw.

Im Rahmen der Auseinandersetzung um Wikileaks und den Informationsoberguru Julian Assange, der in Schweden an einem Tag (!) offenbar gleich zweimal mit verschiedenen Frauen übergriffig wurde, hat dort eine Debatte über Sexualität und Erfahrungen mit Mißbrauch, sexuellen Grenzverletzungen und Mißachtung individueller Empfindungen angestoßen. Das Motto der Schwed_innen ist Prata om det. Der Aufruf über vermeintlich Unsagbares zu reden liegt nun auch in englischer Sprache vor. Weil aber auch in unserem Umfeld sexuelle Übergriffe gab, die selbst als sie ausgesprochen wurden, erschreckende Ignoranz und hilflose Ohnmacht hervorriefen, beteiligen wir uns an der Kampagne und rufen dazu auf: Rede drüber!

Hier der Aufruf auf deutsch.

Manchmal ist es schwer, vielleicht sogar unmöglich, über negative sexuelle Erfahrungen zu reden. Über die Momente, in denen unsere Grenzen verletzt wurden, und wir nichts gesagt haben. Über Augenblicke, in denen wir verletzt haben ohne es zu bemerken. Über Zeiten, in denen wir uns selbst verletzten. Ein ehrliches Gespräch über Sex und Einverständnis zu beginnen ist schrecklich. Die Reaktionen können kalt oder sogar feindselig gegenüber demjenigen ausfallen, der reden möchte. Deshalb halten viele Menschen lieber den Mund und verdrängen ihre Gedanken – aber dies sorgt nicht dafür, dass die Gedanken verschwinden.

Nach einem Gespräch über die Berichterstattung im Fall Assange begann die schwedische Journalistin Johanna Koljonen offen und intim über ihre eigenen Erfahrungen mit der eigenen Grenzziehung und Verhandlung grauer Übergänge in sexuellen Situationen zu twittern. Hunderte folgten Koljonen’s Beispiel und erzählten bei Twitter unter dem Hashtag #praetaomdet (#talkaboutit) über ihre Erlebnisse. Als Ergebnis dieser Tweets veröffentlichten mehrere schwedische Magazine, Zeitungen und andere Medien Beiträge über dieses Thema. Nach einigen Tagen folgten Publikationen in der internationalen Presse, wie zum Beispiel in The Guardian, Die Welt, BBC World Service, Norway’s Dagbladet, Finland’s Helsingin Sanomat und anderen Medien.

Wir brauchen eine Sprache für Sex, die nicht durch Scham erstickt wird. Wir müssen über unsere Grenzen nachdenken, und über die der anderen. Es muß sich etwas verändern. Wir wagen es, darüber zu reden. #Rededrüber!

Bist du ein_e Medienvertreter_in und willst mit uns in Kontakt treten? Kontaktiere uns unter press@prataomdet.se.

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