Das sagte der israelische Psychoanalyter Zvi Rex über das Verhältnis der Deutschen zur Shoa, zu sich selbst als Tätervolk, das vortrefflich von der räuberischen, deutschen Vernichtungsindustrie lebte, und dem ambivalenten Verhältnis zu Israel. Das andere Deutschland, das keineswegs bessere oder geläuterte, feiert heute – am Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau – seit 1996 den „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ und seit 2005 den sogenannten „Internationalen Holocaust-Gedenktag“. Jahre zu spät und egozentrisch glaubte das Deutschland, das nur wenige Jahre zuvor das Asylrecht – eine Lehre aus der Shoa und der Reglementierung der Flüchtlingsbewegungen während der Nazizeit – abgeschafft hat, in dem wieder Häuser und Menschen brannten, wo der nationalistische Pöbel auf der Jagd nach vermeintlich „Un-Deutschem“ war, sich Ende der 90iger endgültig von der Shoa lösen zu können. Der territorialen Deutschen Einheit sollte nun die nationalistisch völkische im Geiste folgen. Der Höhepunkt der Verdrängung und Schlußstrich-Gedenkpolitik war der 20. Jahrestag der Maueröffnung, der die Erinnerung an die Reichspogromnacht nun vollends verdeckte. „Holocaust-Tag“, „Holocaust-Mahnmal“ und die kritiklose Zusammenarbeit mit Israel muß reichen! Deutschland darf wieder so sein, wie es immer war. Gereinigt von der Schuld der Shoa darf der deutsche Michel wieder fröhlich rassistisch, antisemitisch und sozialchauvisitisch ausgrenzen. Scheiß auf Deutschland! Nie wieder Auschwitz!
Die Nachrichten aus Neukölln haben in den letzten Tagen interessante Artikel veröffentlicht. Im letzten Beitrag geht es um einen Artikel in der Welt, in dem beschrieben wird, daß die Verdrängung sozial schwacher Menschen rund um die Hasenheide nicht bevorsteht, sondern längst begonnen hat. Eine Kita-Mitarbeiter_in beschreibt, daß sich der Kiez schlagartig verändert hätte und „das typische Publikum“ verdrängt worden wäre. Es kommen immer mehr „gut situierte Bürgerfamilien und junge Studenten“ nach Nord-Neukölln. International wird diese Ausfzählung noch um Künstler_innen, Fotograf_innen und Journalist_innen ergänzt. Um diesen internationalen Hype dreht sich ein anderer Beitrag der Nachrichten aus Neukölln. Die New York Times beschreibt in ihrem Reiseteil den neuen In-Bezirk Neukölln als Zufluchtsort für „modern bohemians“. Die internationalen Immobilienhunter sind da eher an „creative types“ interessiert. Schön ist beides nicht. Also, haut einfach wieder ab – ihr Bourgeois Bohemians, ihr antiemphatischen Electro-Egoman_innen, ihr imaginiert italophilen Gastronom_innen und anderen Bionade-Bürger_innen!
Naja, ’ne echte Offensive ist es eigentlich nicht. Be 4 Scheiße stimmt eigentlich auch nicht mehr. Schließlich ist von den Flugbetriebsfetischist_innen lediglich Michael Paul übrig geblieben. Der Sitemessie und fleißiger Pressemiteilungen-Schreiber – übrigens auch im Blogsport Universum aktiv – scheint aber neue Kumpels gefunden zu haben. Mit Wolfgang Przewieslik, ehemals Vorstand der Interessengemeinschaft City-Airport Tempelhof (ICAT), Betreiber der nicht minder verschwörungstheoretischen Seite Das Thema Tempelhof und Parteichef der Tempelhof-Partei (TP), hat Paul einen ähnlich paranoiden und umtriebigen (Weg-) Gefährten gefunden.
Przewieslik, er nennt sich selbst Marketing-Consultant, scheint ein ähnlich witziger Mensch zu sein, wie Michael Paul. Er flog aus der ICAT raus, weil er es nicht sein lassen konnte zu behaupten, daß Wowereit höchstpersönlich und der Rot-Rote-Senat im Allgemeinen die Bürger_innen-Befragung zum Erhalt des Flughafen Tempelhof manipulieren würde. Er forderte mehrfach öffentlich Wahlbeobachter_innen der OSCE. Dies ging selbst den härtesten antikommunistischen Konservativen zu weit. More…
Markthallen sind zur Zeit mächtig in. Die Eröffnung der Marheinike Markthalle in der durchgentrifizierten Bergmannstraße wurde breit und euphorisch gefeiert. Die viel zu hohen Standmieten, die sich kein_e ansäßigen Einzelhändler_innen leisten können, spielten kaum eine Rolle. Das viele bekannte eher hochpreisige Ketten mit Läden einzogen, störte ebenfalls das sogenannten Bionade-Biedermeier Bürgertum nicht. Schließlich wurde ein Stück authentisches Berlin wiederbelebt. Ähnlich kiezverbunden und nostalgisch verklärt werben nun verschiedene Akteure für die Übernahme der Markthalle IX zwischen der Eisenbahn- und der Pücklerstraße auf der anderen Seite von Kreuzberg. Kommerzielle Interessen weit entfernt von sozialem Engagement zur Schaffung eines nachbarschaftlichen Treffpunkt dominieren sowohl den Handelsinvestor, der aus der Halle einen weiteren Konsumtempel machen will, als auch die bürgerlichen Initiativen. More…
Paranoia ist gar nix, wenn sich mensch die zunehmende Überwachung der Bürger_innen durch den Staat betrachtet. Längst sind nicht mehr nur renitente Nonkonformist_innen, vermeintliche autonome Chaot_innen und die Linkspartei sind betroffen. Staatsdiener_innen und Soldat_innen, selbst die unterwürfigsten von ihnen, müssen neuerdings mit Kontrolle ihrer persönlichen, psychosozialen Verfassung rechnen. Anders ist es nicht zu erklären, daß die „Feldpost“ der wackeren Kämpfer_innen am Hindukusch offensichtlich systematisch geöffnet und überprüft wird. Der Staat scheint die Hosen mächtig voll zu haben. More…
Vor zwei Wochen versammelten sich am Vormittag an der Gedenkstätte der Sozialist_innen Generationen ostdeutscher Bürger_innen, die in einer Zeitschleife hängen geblieben zu sein scheinen, um Blümchen für Rosa & Karl abzulegen und auch die anderen Sozialist_innen zu ehren. Am Frankfurter Tor traf sich dagegen, ganz im Gegenteil zu den Behauptungen von Ivo Bozic in der „Jungle World“, internationale Westler_innen verschiedener Politisekten, um spazieren zu gehen. Heute versammlten sich erneut einige wackere Klassenkämpfer_innen auf der Frankfurter Allee, die einmal Stalinallee hieß und die prachtvolle Zukunft des Arbeiter- und Bauernstaats repräsentieren sollte. More…
In den vergangenen Tagen fanden anläßlich des zweiten Todestages von Stanislaw Markelov und Anastasija Baburova zahlreich Veranstaltungen, Kundgebungen, Demonstrationen und andere Aktionen im Gedenken an die beiden von Nazis ermordeten Antifaschist_innen und andere Opfer von Nazigewalt statt. Dazu landesweit aufgerufen hatte das „Komitee 19. Januar“. Einen Überblick und kurze Beschreibungen der gestrigen Gedenkveranstaltungen gibt es auf dem Portal des russischen Indymedia, beim Analyse- und Informationszentrum Sova aus Moskau und dem Blog Solianka. Hier eine umfaßende Zusammenfassung der Ereignisse rund um das Gedenken an Stas und Nastja. More…
Am 19. Januar 2009 wurde der Anwalt und Anarchist Stanislaw Markelov sowie die Journalistin und Antifaschistin Anastasija Baburova auf offener Straße ermordet. Sie kamen gerade aus einer Pressekonferenz. Stas wurde hingerichtet. Nastja wollte helfen und starb ebenfalls. Im November 2009 wurden die zwei Nazi-Terrorist_innen Nikita Tichonov und Evgenija Chasis als Mörder_innen der beiden verhaftet. Eine dritte beteiligte Person ist offenbar weiter flüchtig. Antifaschist_innen hatten die Festnahmen kritisch begleitet, sind allerdings heute fest davon überzeugt, daß mit Tichonov und Chasis die Mörder_innen von Stas und Nastja hinter Gittern sitzen. More…