Wenn ein Rassist nach Neukölln kommt, flüchtet er nach Kreuzberg und muß doch wieder gehen. Der sprachlichen Ausgrenzung und Gewalt setzen die Menschen ihre Worte entgegen. Und Buschkowsky pöbelt zurück.
Da macht sich der geprüfte rassistische, islamfeindliche und sozialchauvinistische Ex-Senator mit besonders breitem Rotstift und bürgerlich wütende Neuautor Thilo Sarrazin auf, um die von ihm beschimpfte, als minderwertig bezeichnete und grundsätzlich ökonomisch nicht verwertbare Unterschichten, eben die Menschen in Neukölln und Kreuzberg zu besuchen. Aber die spiegeln ihm sehr viel expliziter, absolut nicht diskursiv verklausuliert den eigenen (Fremden-) Haß sowie die Elitenarroganz. Die „Anderen“, die Unintegrierbaren, die Kopftuchmädchen, ihre Mütter und ihre arbeitenden Väter, eben die ganz übel genetisch „verseuchten“ wehren sich und schmeißen den „weißen“ Deutschen aus ihrem Kiez.Und Buschkowsky wirft sich in seiner Lieblingspostille Bild für ihn in die Bresche.
Am Ende des Tages stand als Ergebnis ein abgebrochener Stadtspaziergang, Jubel bei den Sektierern der selbst normierten political correctness und der Zorn eines aus dem Bezirk Gemobbten
Hintergrund ist, daß Sarrazin bei seinem Ausflug weder was zu essen bekam – sprich nicht bedient wurde – und selbst die geliebten harmlosen Religiösen nix mit ihm zu tun haben wollten. Am Maybachmarkt wurde er schnell erkannt. Ein älterer (weißer) Mann hat ihn als Rassisten beschimpft. Schnell haben dann wohl auch die Händler_innen bemerkt, wer da bewaffnet mit Kamera und xenophoben Sprüchen kam, der berühmte Sarrazin ist. Der sieht alles ganz objektiv und will nur seine Ruhe.
Je migrantischer diese Leute eingestellt sind, desto weniger neigen sie dazu, Probleme oder Schwierigkeiten objektiv zu sehen.
Der gute „weiße“ Mann Sarrazin weiß, wie die Welt ist, die heißblütigen Migrant_innen wohl aber nicht…
Nach dem gescheiterten Versuch mit der migrantischen Händler_innen-„Unterschicht“ in Kontakt zu treten geschietert war, ging’s in die Adalbertstraße zum Edel-„Türken“. Aber auch dort war er unerwünscht und flog raus. Selbst die freundlichen Alevit_innen wollten nix mit dem Spezialisten für Ausgrenzung und pseudowissenschaftliche Rassenkunde zu tun haben.
DenVersuch bei der (orthodoxen) jüdischen Gemeinde zwischen Kottbusser- und Adalbertbrücke reinzukommen, hat er erst gar nicht probiert. Seine geliebten „Juden“, die ein „Judengen“ haben, wollen nämlich ebenfalls wenig mit ihm zu tun haben. Seine „Thesen“ erinnern zu sehr an den Stürmer und Rechtfertigungskonstruktionen für die Vernichtung von jüdischen Menschen weltweit.
Und wer heult rum, daß Sarrazin sein sprachlicher Haß, seine Herabwürdigung ganzer Bevölkerungsschichten und von Migrant_innen? Heinz Buschkowsky – der Staatsdiener und von staatlichen Regelsätzen bezahlte Rassist höchstpersönlich. Buschkowsky – der in seinem Bezirk Neukölln ein Netz aus Überwachungs- und Kontrollinstitutionen installiert hat, daß jeden Tag neu für Repression und Vertreibung gegenüber Migrant_innen sorgt. So springt der eine „weiße“ Rassist dem anderen bei. So pöbelt der ein seit 47 Jahren subventionierte rassistische Politiker für den weiter oben hervorragend abgesichert…
Sarrazin hat aggressiv und widerwärtig aus der abgesicherten bürgerlichen Stellung heraus, die keine existenziellen Ängste kennt, Menschen herabwürdigt und ihnen quasi das Lebensrecht (in Deutschland) abgesprochen. Der rassistische Diskursterror ging und geht von diesem „weißen“ Mann aus. Der gewalttätige Mob mit Hang zur Vertreibung (und Vernichtung des unwerten Lebens) wohnt im Grunewald, in Zehlendorf und Lichtenhagen – nicht in Neukölln und Kreuzberg. Aber die Heulsuse Sarrazin weiß es wiedermal besser…
Ein verdienter ehemaliger Senator, der sich nichts hat zuschulden kommen lassen, außer ein Buch mit unwillkommenen Zahlen und deren Analysen zu schreiben, wird aus einem zentralen Berliner Stadtteil, der nach eigenem Selbstverständnis die Speerspitze der Integration in Deutschland darstellt, förmlich herausgemobbt.