Alles was irgendwie nach Steinar klingt, setzt bei mir Würgereflexe in Gang. Ob es nun um Rolf, Rudolf oder den besonders stinkenden Thor geht, ist dabei egal. Genauso interessiert mich nicht, ob das ‚e‘ durch ein ‚a‘ ersetzt wurde. Dahinter steckt immer wieder dieselbe nationalistische Scheiße, garniert mit rassistischer Überhöhung und antisemitischen Vernichtungsphantasien. Wer’s braucht, kann auch ein paar antikommunistische Kräuter dem braunen Sud beimengen. Steinar oder Steiner – alles Scheiße!
Was aus der rassistischen, deutschtümelnden und elitären „Weißen“-Esoterik Anthroposophie heute geworden ist und, wie missionarisch sie insbesondere im ökologischen Bionade-Bürgertum verbreitet wird, hätte sich der alte Rudi wahrscheinlich nie vorstellen können. Das aus welt- und sozialisolierten Walddorfschüler_innen mal „Wutbürger_innen“ werden, war ebenfalls nicht zu erwarten. Das diese nicht gegen Hartz-IV, die Renten- oder Gesundheitsreform auf die Straße gingen, läßt sich auch nur mit einer unglaublichen Emphatie zur Ganzheitlichkeit erklären.
Schließlich ist streng steiner’isch wichtiger, daß der Wald und die Bäume leben. Das ein gutes Drittel der Menschen soziale und gesellschaftliche Teilhabe vorenthalten wird und diese Menschen längst in der parlamentarischen Demokratie nicht vertreten werden, bleibt völlig uniteressant. Geld ist scheiße, weil jüdisch, Emotionen und Triebe müssen kontrolliert werden, weil sie zu wenig vergeistigt sind und „absterbenden Rassen“ angehören. Das Zukünftige, so schrieb Steiner schon 1923, also lange vor Hitler und der industriellen Menschenvernichtugn durch die Nazis, gehört der „weißen Rasse“.
Die strenge Kategrisierung und Hierarchisierung der Menschen setzt sich bis heute fort. Walddorf-Fanatiker_innen mögen sich zwar mit dem Rassismus von Steiner auseinandersetzen, jedoch bleiben sie ihm weiterhin religiös wie menschlich ergeben. So werden aus einem rassistischen Elitenglaube und Antisemitismus „Irrtümer“ und „Entgleisungen“, an den nicht Steiner sondern Goethe Schuld hat. Besonders perfide ist aber, daß rassistische Äußerungen bei Steiner durch seine Jünger_innen nicht abgestritten werden, allerdings Rassismus selbst nicht dahinter stecken soll.
Den Nazis haben Steiners Atlantiker_innen und die anderen Astralkörper besonders gut gefallen. Frei nach dem Spruch, in einem gesunden Körper würde ein gesunder Geist leben, tanzten sich eurithmetisch wahrhaftig so manch arische Audruckstänzerin in die Herzen der Männer. Aus Wurzel-, Haupt- und Unterrassen wird nicht eine rassistische Hierarchie, sondern lediglich eine kulturell geistige. Das ist bei Anthroposph_innen selbstverständlich grundlegend verschieden. Wie eben bei Sarrazin jüdische Einwander_innen sich grundlegend von türkischen unterscheiden – kulturell selbstverständlich, nicht genetisch.
Das aber Kultur und Geist sehr wohl rassistische Exklusionen bis hin zu Vernichtungsphantasien impliziert zeigen folgende Zitate. Zur Ablösung der anthroposophischen „Rassentheorie“ schreibt Steiner folgendes:
Daher ist es so dringend notwendig, zu verstehen, daß unsere anthroposophische Bewegung eine geistige ist, die auf das Spirituelle sieht, und gerade das, was aus physischen Unterschieden herrührt, durch die Kraft der geistigen Bewegung überwindet. Es ist ja durchaus begreiflich, daß eine jede Bewegung sozusagen ihre Kinderkrankheiten hat und daß man im Anfang der theosophischen Bewegung die Sache so dargestellt hat, als wenn sozusagen die Erde in sieben Zeiträume zerfiele – man nannte das Hauptrassen – und jede der Hauptrassen in sieben Unterrassen; und daß das alles sich so stetig wiederholen würde, so daß man immer von sieben Rassen sprechen könnte und sieben Unterrassen. Aber man muß über die Kinderkrankheiten hinaus kommen und sich klar sein darüber, daß der Rassenbegriff aufhört eine jegliche Bedeutung zu haben gerade in unserer Zeit.
Weiterhin gilt aber, jenseits von hierarschisierten „Rassen“ weiterhin.
Die Weissen sind eigentlich diejenigen, die das Menschliche in sich entwickeln […] Die weisse Rasse ist die zukünftige, ist die am Geist schaffende Rasse.
Beide Zitate passen stringent zusammen. Die „weiße Rasse“ soll gerade aus ihrer Spiritualität und vermeintlichen Vergeistigung höherwertig und herrschend sein. Die anderen Rassen werden „überwunden“ und sterben, wie die Malaiische einfach ab – die eine schneller, die andere weniger schnell.
Aber nicht nur Rassismus verbindet die Steiners dieser Welt. Obskurer (Neo-) Paganismus, der sich aus merkwürdigen reaktionär-religiösen, eher aus einem obskuren mittelalterlichen ego- und geozentrischen Weltbild speist, das heute zumeist als ‚ganzheitlich‘ verklärt wird, verbindet sich mit eurozentrisch christlichen Grundhaltungen, in denen östliche Religiösität über den Uweg der vermeintlich voröstlichen, atlantischen Wurzeln wieder integriert werden kann. Heute wird Steiners Anthroposophie, also sein esoterischer Dünnschiß, seine krude Mischung aus Elitenrassismus, bürgerlicher Spiritualität und christlicher Sektentums weiterhin in Waldorfschulen weitestgehend „rassisch rein“, meint ohne Integration von Migrant_innen und sozial marginalisierten Menschen, gelehrt und pädagogisch umgesetzt, im so genannten biologisch-dynamischen Landbau (zum Beispiel bei Demeter) sowie in der anthroposophischen Medizin angewendet.
Steiners Vermächtnis führt zu merkwürdigen Aktivitäten in der Landwirtschaft, wo nach Mondzyklen gearbeitet und irgendwelches Zeug vergraben wird. Außerdem arbeiten die Anthroposoph_innen kräftig an einer Elite. Durch Selektion vermeintlich geistig fähiger junger Menschen soll eine gesunde und erleuchtete Oberschicht (Klasse) geschaffen werden, die sich selbst spirituell und abgeschlossen reproduziert. (Nicht-Weiße) Migrant_innen gehören nicht dazu. Deshalb gibt es an seinem 150. Geburtstag nix zu feiern, sondern diesen Kerl nur in den Dreck ziehen! Für Rassist_innen, Antisemit_innen und religiöse Fanatiker_innen hab‘ ich nix außer Verachtung übrig!
One Comment
etwas weniger rechtschreibfehler wären geil…