Gesine Lötzsch schreibt was, vom Fernziel Kommunismus, hebt die „linke“ Regierungsarbeit in Berlin und Brandenburg als Musterbeispiel auf dem Weg zum paradiesisch emanzipatorischen Ende der Zeiten hervor und glaubt sogar über den (sozial-) „demokratischen Sozialismus“ auf dem Weg zum Kommunismus zu sein, und die Wutbürger_innen empören sich lautstark. Die gesamte sogenannte bürgerliche Mitte echauffiert sich schäumend über das Bekenntnis zu einer längst totgeglaubten und vermeintlich diskreditierten Eutopie. Statt sich mit dem „Weg zum Kommunismus“ auseinanderzusetzen, wird lieber das Nachthemd angezogen und ordentlich Lärm geschlagen. Dabei wäre diese schlechte Rede in einer Programmdebatte, die eher die revolutionären und bürgerlichen Genoss_innen versöhnen möchte, nicht besonders erwähnenswert. Schließlich geht es darin weder um den Kommunismus, noch um den Weg dorthin. Vielmehr versucht Lötzsch dem außerparlamentarischen Flügel eine Vision zu geben und gleichzeitig den konservativen Gewerkschafter_innen in ihrer Partei eine Karriere in der Politik offen zu halten.
Das Haudruff ging übrigens erst nach einer antikommunistischen Abrechnung mit Lötzschs Versuch mehr als nur Politikerin zu sein bei Spiegel Online los. Die Bürger_innen erschreckten sich mächtig und heulten freiheitlich-demokratisch verstört auf. Der Staat, der in Lötzschs Rede nie gefährdet ist, soll sich kümmern und verfolgen. Die meisten Kommentator_innen können mit dem Text ohnehin wenig anfangen. Politiker_innen schon etwas mehr.
Ganz besonders kreativ und laut war Alexander Dobrindt. Er fordert doch ernsthaft eine bundesweite Überwachung der „Linkspartei“ und hält sogar ein Verbotsverfahren für möglich. Und er ist nicht allein. Selbst sein Chef will ein Verbot der „Linkspartei“ prüfen. Bei der NPD war übrigens Dobrindt höchstpersönlich und die CSU in Gänze sehr viel vorsichtiger. Antisemitismus, Rassismus und Xenophobei sind offenbar gar nicht so schlimm, so lange sie die Wirtschaftskraft- und den Standort Deutschland nicht gefährden. Ein bißchen Angst und vor allem eine staatseigene V-Menschen Rechtspartei geht immer. Kommunismus aber, das geht gar nicht!
Die SPD ist übrigens auch ganz erschreckt. Mit Sozialismus kommen sie noch klar. Obwohl, aussprechen würde sie dieses „Es“ auch nicht mehr. Aber Kommunismus – ’ne! Dann lieber schon Große Koalition! Die sogenannte „Linke“ hat aber auch so einige Probleme mit dem Kommunismus und dem Weg dorthin. Die Berliner_innen waren hierbei ganz besonders aus dem Häuschen. Aber auch Klaus Lederer und Bodo Ramelow sind gar nicht amüsiert. Sie finden das ganze Kommunismus Gewäsch im besten Fall lächerlich. Programmdebatte ist ja schön und gut – aber nicht mit Kommunismus!
Den absoluten Vogel hat aber unser aller Schmok Guido abgeschossen. Der sieht doch ernsthaft eine „linke“ Republik Deutschland im kommen, die er selbstverständlich verhindern will. Waren es zunächst römisch Dekadente, die ihm den Angstschweiß in die Gehirnwindungen trieb, sind es nun „linke Mehrheiten“. Welche er genau meint, hat er leider nicht dazu gesagt. Aber wahrscheinlich meint er die bösen Stillstand-Grünen, die aber auch gar kein Zukunftsprojekt, wie S21 oder Atomkraft unterstützen wollen. Nur, wo die „links“ seine sollen, weiß ich nicht. Öko ist en Vogue. Selbst erzkonservative Bürger_innen kaufen lieber Bio-Eier und eben nicht die aus den Großmastanlagen mit einem Schuß Dioxin. Gegen Reichtum und Immobilien-Baugruppen-Eigentum haben sie auch nix mehr. Die SPD kann er auch nicht meinen. Gibt’s die überhaupt noch? Und die sogenannte „Linke“, naja…
Bloß gut, daß es Kommunismus gibt. Da muß die Bürger_in nicht lange suchen, um Angst ordentlich zu hassen. Obwohl der christlich-utopische Sonnenstaat wäre wahrscheinlich auch keine schöne Utopie, trotz Matriachat, „Zuchtwahl“ und Papst – schließlich leben in der Città del Sole auch Kommunist_innen.
One Comment
der Begriff Sonnenstaat (Heliopolis) geht letztendlich auf den Aristonikos-Aufstand 133-129 v.u.Z. zurück, wobei sich die HistorikerInnen darüber streiten, ob es sich wirklich um einen sozialrevolutionären Aufstand handelte