in der nacht vom 15ten auf den 16ten dezember stirbt der anarchist GIUSEPPE PINELLI in mailand. er wurde während eines verhörs auf dem polizeirevier, das von commisario luigi calabresi geführt wird, circa um mitternacht aus dem fenster geworfen. am nächsten tag, am 16ten, hätte er entlassen werden müssen, denn seine festnahme erfolgte am 12. dezember gegen 19 uhr im zuge von massenverhaftungen anarchistischer aktivist_innen nach vier verheerenden bombenanschlägen in rom und mailand. PINELLIs tod und die attentate sorgten sehr schnell für große aufregung. für die regierungskoalition aus christdemokrat_innen, sozialist_innen und republikaner_innen standen die schuldigen schnell fest. anarchist_innen und gewerkschafter_innen sollen die bomben gelegt haben. eine hetzjagd auf die außerparlamentarische linke begann. die wahrheit jedoch war sehr viel grausamer und entlarvt den italienischen staat als skrupelosen machtapparat, der schamlos die eigene bevölkerung dem machterhalt opferte.
die bomben am 12. dezember gehen als strage di stato, als staatsmassaker in die geschichte ein. die vermutung, dass faschistische kreise zusammen mit dem italienischen nachrichtendienst und christsozialen strukturen, für die anschläge verantwortlich sind und diese den linken in die schuhe schieben wollten, wird schnell zur gewissheit. das ergebnis dieser strategie der spannung war für italien fatal und zieht das land bis heute in eine tiefe krise. PINELLI war nicht das erste opfer und sollte auch nicht das letzte bleiben!
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es war freitag nachmittag. eine bombe detonierte um 16:37 uhr in mailand in der geschäftsstelle der banca nazionale dell’agricoltura an der piazza fontana. 14 menschen sterben sofort, zwei im krankenhaus. über hundert werden verletzt. eine zweite bombe wird in der italienischen handelsbank gefunden – an der piazza della scala – also in der nähe des berühmten theaters. sie explodiert glücklicherweise nicht. die bankangestellten vergraben sie im hinterhof. später in der nacht sprengt ein sprengstoffexperte der italienischen polizei das wichtige beweismittel.
kurz vor fünf explodiert eine weitere bombe in einem unterirdischen verbindungsgang der banca nazionale di lavoro, der nationalen arbeitsbank, in rom. vierzehn angestellte des instituts werden verletzt. circa eine halbe stunde später detonieren zwei sprengsätze von geringerer kraft innerhalb von zehn minuten am altar des vaterlandes an der piazza venezia. dort werden vier personen verletzt – ein carabiniere und drei passanten.
jedoch waren dies nicht die ersten bomben in diesem jahr. schon am 25. april, dem tag der befreiung vom faschismus, explodieren in mailand zwei bomben. eine am FIAT-pavillon auf einer mustermesse. eine zweite detoniert am hauptbahnhof von mailand vor einer wechselstube der banca commerciale italiana, der handelsbank. am 9. august knallt es erneut: zehn bomben werden in eisenbahnzügen deponiert, wobei acht hochgehen. einige passanten werden verletzt.
der 12. dezember sticht aber heraus. dieser tag geht als massaker an der piazza fontana in die italienische geschichte ein. der terror fordert erste todesopfer. die bomben töten 16 personen und verletzen über hundert. italien ist geschockt. die medienmaschinerie läuft an. die polizei entrollt ihre kampagne, denn die schuldigen stehen schon längst fest und die erklärungen lagen schon lange in den schubfächern der offiziellen. die operation strategie der spannung erreicht seinen höhepunkt.
+ + + + m a s s e n v e r h a f t u n g e n + + + +
die staatspolizei greift sofort zu. 150 vermeintliche extremist_innen der verschiedenen lager werden verhafte, wobei lediglich zwei (!) faschisten darunter sind. und diese hatten sich als spitzel in linke kreise eingeschlichen um diese für die dienste und die faschistischen kreise auszuspionieren. bei den verhafteten wird kein unterschied nach alter, aktivität und position in den verschiedenen linken circuli gemacht. jeder, der irgendwie und irgendwann in zusammenhang zu bringen ist mit neo-anarchistischen kreisen, der partito marxista leninista italiano, den operaioisten u.a. ist verdächtig. minderjährige werden genauso verhaftet, wie rentner. die razzien nehmen kein ende. jeden tag werden dutzende inhaftiert. gesucht wird der irre, kriminelle valpreda, dem die taten als alleintäter in die schuhe geschoben werden sollen. aber die anderen haben ihn unterstützt. alle sind verdächtig. die hetzjagd gegen die linke hatte begonnen!
die verhaftungswelle wird von zwei mailänder größen geleitet. federführend war einerseits der stellvertretende polizeipräsident – vicequestore – marcello guida, andererseits der staatspolizei-kommissar luigi calabresi. der faschist guida hatte es bereits 1942 zum vertrauensmann der mussolini-diktatur gebracht und war dieser linie über die jahre treu geblieben. der stapo-commisario calabresi wiederum war ein geradezu allegorisch „böser“ „oberbulle“: frömmelnd, brutal, rüchsichtslos, paranoid, korrupt. seine kontakte zur faschoszene sind ebenso aktenkundig, wie seine geradezu sadistische freude am foltern. ein super team um es den linken mal so richtig zu zeigen. deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass die faschisten in dieser zeit ungestört und staatlich unterstützt ihre perfiden, tödlichen pläne durchführen konnten und auch in den tagen nach dem massaker nicht behelligt wurden.
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unter den verhafteten ist der eisenbahner GIUSEPPE – PINO – PINELLI. an diesem verhängnisvollen tag, dem 12. dezember, war er wieder einmal in seiner funktion als mitglied des croce nero, dem anarchist black cross unterwegs. er machte besorgungen für einen freund, der seit dem anschlag auf den FIAT-pavillon hinter gittern saß. danach saß er bis halb sechs beim karten spielen in einer bar. danach macht er sich auf zum treffpunkt des anarchistischen circolo ponto della ghisolfa. dort angekommen, wird er von einem gerade erst angekommenen sardinischen anarchisten – sergio ardau – erwartet, dem er helfen möchte. der ist aber nicht allein. drei polizisten und luigi calabresi nehmen ihn in empfang und fordern ihn auf ins polizeipräsidium zu kommen. ardau wird im polizeiauto befördert, pinelli folgt ahnungslos auf dem klapprigen moped.
PINO, so sein spitzname, wurde am 21. oktober 1928 in mailand geboren. schon von jungen jahren an musste er arbeiten. zunächst verdiente er sein geld als botenjunge, später als lagerarbeiter. die bücher ließen ihn trotzdem nicht los. er verschlang sie zu hunderten. er war leidenschaftlicher autodidakt. er war auch später, als mitglied anarchistischer zirkel und des croce nero dafür bekannt den inhaftierten bücher und magazine ins gefängnis zu bringen.
in den jahren 1944-45 unterstützte GIUSEPPE die resistenza. er arbeitete als kurier mit der anarchistischen brigata franco zusammen, die in der umgebung von mailand operierte. diese kooperation in jungen jahren prägten sein späteres leben und ist der beginn seines engagements für den anarchismus.
im jahre 1954 bekam PINO arbeit bei der eisenbahn als rangierer. im darauffolgenden jahr heiratete er licia rognini, die er bei einem esperanto-abendkurs kennengelernt hatte. das paar schenkt zwei mädchen das leben. sie heißen silvia und claudia.
den anarchistischen kreisen blieb er seit dem krieg treu. in den 50iger jahren hält er kontakt zur federazione comunista libertaria lombarde, zur lombardischen föderation libertärer kommunisten, in der sich die anarchistischen partisanen organisierten. ab 1963 organisierte er sich bei den gioventù libertaria, der libertären jugend. obwohl er schon 35 jahre alt war, wurde er als bindeglied zu den alten partisanen akzeptiert und anerkannt. nach den maiunruhen in paris 1968 wechselte die gioventù libertaria ihren namen und nannte sich fortan bandiera nera, die schwarze fahne.
zwei Jahre später – 1965 – gründet er mit einigen freunden den circolo sacco & vanzetti. seit jahren hatten es den anarchisten an einer örtlichkeit gefehlt, deshalb war die gründung dieses zirkels umso wichtiger. die räumung im jahr 1968 trifft den circolo zwar empfindlich, er kann sich aber erneut gründen. er konstituierte sich in neuen räumlichkeiten am 1. mai als circolo ponte della ghisolfa, benannt nach der nahe gelegenen Brücke. die gruppe organisierte konferenzen, workshops, treffen von studenteninitiativen und lesungen. für den zirkel organisierte und verwaltete PINO die bibliothek mit hunderten büchern. an sonntagen empfing der zirkel in seinen räumlichkeiten die alten partisanen, manche älter als 90 jahre.
außerdem engagieren sie sich in initiativen, die zur gründung von basisgewerkschaften führen sollen. nach dem vorbild von fabrikräten schließen sich unter dem dach der confederazione unitaria di base (cub) diese räte zusammen. PINELLI hat aber noch einen weiteren traum. er will die einst starke anarchosyndikalistische unione sindacale italiana (usi) wiederbeleben.
nach der ersten bombe im april 1969, nach der dutzende anarchist_innen in mailand verhaftet wurden, gründete sich nach vorbild des anarchist black cross, der hilfsorganisation für politische, anarchistische gefangene, das croce nero. nach der freilassung des inszenierten haupttäters valpreda wurde die organisation wieder aufgelöst. während seiner arbeit für das schwarze kreuz geht PINELLI regelmäßig ins gefängnis. er besucht die politisch inhaftierten, die sich seit den unruhen in den betrieben und fabriken massenweise im gefängnis wiederfinden. er bringt ihnen bücher, briefe der familienmitgliedern und hilft, wo er kann. aufgrund dieser funktion und seiner anerkannten position in anarchistischen kreisen ist PINO für calabresi durchaus kein fremder. er nennt sie sogar gute jungs.
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um circa 19 uhr wurde PINELLI am 12. dezember verhaftet. er folgte den polizisten auf seinem moped ins polizeipräsidium. in den folgend tagen werden bis zu 150 weitere personen inhaftiert. die folgenden verhöre drehen sich zumeist um den verrückten valpreda und seine beziehungen zu den anarchistischen zirkeln. am darauffolgenden tag werden die meisten anderen gefangenen verlegt. PINO verbleibt zu weiteren befragungen im revier der staatspolizei. ein telefonat mit der ehefrau von PINELLI legt die vermutung nahe, dass die situation nicht gefährlich ist. die polizist_innen sind freundlich und entspannt. am 14. dezemeber werden viele der inhaftierte entlassen. lediglich 27 verbleiben im knast. PINELLI ist immer noch im revier.
am 15. dezember kommt GUSEPPEs mutter zu einem besuch ins gefängnis. PINO ist ruhig, unbeschwert und lächelt. am nachmittag ändert sich die situation. die polizei teilt der ehefrau mit, dass PINELLI nun als mehr als verhaftet zu betrachten ist. mit dieser aussage ist sein arbeitsplatz gefährdet. um 22 uhr rief calabresi höchstselbst die ehefrau an. er verlangte das fahrtenbuch des eisenbahners. um 23 uhr wird es von einem staatspolizisten abgeholt und ins präsidium gebracht. PINO soll nun mit den attentaten in den eisenbahnzügen in der nacht vom 8. auf den 9. august in verbindung gebracht werden.
eigentlich wollte calabresi und die anderen staatlichen organe valpreda die bomben in die schuhe schieben. PINELLI sollte ihn verraten. als der sich jedoch weigerte und die zeit der entlassung immer näher kam, zogen die verhörenden die schrauben an. sie setzten PINELLI immer mehr zu. sie beschimpften valpreda. sie denunzierten die freunde. aber PINELLI blieb stumm. das letzte verhör fand im zimmer calabresis statt. dieser behauptete es kurz vor mitternacht verlassen zu haben um seine vorgesetzten von den erfolgen des verhörs zu informieren… das verhör wurde fortgesetzt, im raum calabresis, mit ihm (oder ohne ihn). am ende lag PINELLI tot auf dem asphalt. unter calabresis fenster. tot! grün und blau geschlagen! mit unzähligen schnittwunden am kopf!
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die zulässige polizeihaft für den festgenommenen PINELLI war am 14. dezember abgelaufen. eigentlich hätte er mit den anderen gefangenen entlassen werden müsen. außerdem wurde der ermittelnde staatsanwalt über die festnahme PINELLIs nicht unterrichtet. die gesamte verantwortung lag nun mehr bei calabresis staatspolizei und in rom. commisario finestra, kommisar fenster, wie calabresi seit dem mord genannt wird, wurde bei den verhören von PINELLI durch die polizisten vito panessa, giuseppe caracuta, carlo mainnardi, pietro mucilli sowie dem carabinierileutnant savino lograno unterstützt. das vehör fand im vierten stock des polizeipräsidiums statt.
bis heute sind die genauen umstände der letzten stunden PINELLIs völlig unklar. die vernehmenden beamten widersprachen sich in ihren aussagen mehrfach selbst und gegenseitig. der genaue todeszeitpunkt lässt sich nicht rekonstruieren. war es schon der 16. dezember oder, gerade noch der 15te. wurde aus dem polizeipräsidium schon vor dem sturz PINELLIs ein unfallwagen gerufen? war er womöglich schon vor dem sturz aus dem fenster tot oder ohnmächtig?
die ausreden, PINELLI hätte sich mit dem ruf das ist das ende der anarchie aus dem fenster gestürzt, weil er nun doch valpreda als verantwortlichen für das massaker erkannte, zerschlagen sich. auch die aussage, die polizist_innen hätten versucht ihn festzuhalten, aber nur den schuh zu fassen bekommen, können widerlegt werden. denn der journalist und zeuge des sturzes – aldo palumbo – erinnert sich sehr genau, dass PINELLI beide schuhe trug… die polizei lügt bis heute! die mörder schweigen! 1975 werden sie trotz der unsicherheiten und offensichtlichen ungereimtheiten endgültig freigesprochen.
+ + + + c o m m i s s a r i o + + f i n e s t r a + + + +
commissario luigi calabresi, der chef der staatspolizei in mailand, wie oben schon erwähnt galt als besonders perfide und hartnäckig in der verfolgung linker kräfte, kann als einer der hauptverantwortlichen am mord von PINELLI betrachtet werden. er führte sein verhör. aus seinem fenster flog der womöglich schon sterbende körper. ob er nun im zimmer anwesend war oder nicht, entlässt ihn nicht aus der verantwortung. vielleicht war er es, der einige minuten vor dem sturz aus dem präsidium einen unfallwagen rief. calabresi war es auch, der permanent die mär vom irren valpreda sponn, jedoch als er ihn dann endlich am 15. dezember verhaftet hatte, die anderen inhaftierten nicht entließ.
dieser feine herr sah sich schnell mit vorwürfen, er wäre der mörder von PINELLI, konfrontiert. viele linke publikationen gaben ihm das pseudonym commisario finestra. schon am 17. dezember bezeichneten mitglieder_innen des circolo ponte della ghisolfa die bombe von der piazza fontana bei einer pressekonferenz als stragi di stato, als staatsmassaker. bei der beerdigung PINOs nehmen circa 3.000 personen teil, trotz des verhängten ausnahmezustandes, der jede politische demonstration verbot. die zeitschrift lotta continua polemisierte aggressiv und provokant gegen calabresi und bezichtigten ihn offen verantwortlich am tod PINELLIs zu sein. calabresi stellt im frühjahr 1970 strafanzeige wegen verleumndung. der tod des anarchisten PINO PINELLI hat nun außerhalb der italienischen strafjustiz, die alle ermittlungen schon längst eingestellt hat, einen neuen schauplatz. der prozess beginnt im oktober.
zum jahrestag von PINOs tod kommt es bei einer demonstration zu heftigen zusammenstößen mit der polizei. der student enzo santarelli stirbt dabei, weil er eine tränengaspatrone gegen die brust bekommt. einige tage vorher putschten faschisten mit hilfe der freimaurerloge propaganda due (P2). die verfahren und prozesse zum massaker ziehen sich hin oder werden eingestellt. anarchist_innen werden verurteilt, polizist_innen und staatsanwälte freigesprochen.am 4. oktober 1971 stellt die witwe PINELLIs strafanzeige gegen die mörder ihres mannes. wiederum wird ein strafverfahren gegen calabresi und seine schergen eingeleitet und anklage erhoben.
am 17. februar 1972 beginnt die ära des christdemokraten andreotti. die faschistischen urheber der anschläge des 12. dezember geraten nun erstmals ins gesichtsfeld der justiz. doch, wie nicht anders zu erwarten war, wird dafür gesorgt, dass sie mangels beweises freigelasen werden. die anarchist_innen dagegen werden von einem gerichtsort zum anderen verschoben, verbleiben aber selbstverständlich in haft.
calabresi ist weiterhin frei. er hat genausowenig zu befürchten, wie die faschistischen attentäter, die unterstützenden dienste und ihre bürgerlichen hintermänner in den reihen der christdemokraten.
am 17. mai wird commisario finestra, der mörder luigi calabresi erschossen. nachdem auf seiten der außerparlamentarischen linken und anarchistischer kreise soviele getötet, mißhandelt und inhaftiert wurden, begann die zeit der linken militanz. wer calabresi erschossen hat, ist bis heute unklar. der tod calabresis markiert den beginn der rache der brigate rosse, die in den folgenden jahren weitere protagonist_innen in der verschleierung des todes PINELLIs töteten. andererseits wird dieses attentat jahre später zur kriminalisierung der marxistischen bewegung lotta continua instrumentalisiert.
ein weiteres grausames kapitel italienischer justizgeschichte begann. im jahre 1988, 12 jahre nach der auflösung der bewegung, werden ihre führer adriano sofri, giorgio pietrostefani und ovidio bompressi vor gericht gestellt und skandalös verurteilt. das falsche und politisch inszenierte urteil wurde im Jahr 2000 bestätigt. bompressi wurde im juni 2006 vom neuen italienischen justizministers clemente mastella in seiner ersten amtshandlung unschuldig begnadigt. sofri sollte auch begnadigt werden, doch dieser weigert sich einen gnadengesuch zu stellen, weil er unschuldig ist. er sitzt also immer noch ein.
calabresi jedoch, der verantwortliche am mord von GIUSEPPE PINELLI, wird jahre später mit ehre und ruhm überhäuft. circa dreißig jahre nach seinem tod widmet die italienische staatspost ihm eine briefmarke. er wird nun zum helden stilisiert, der dem roten terror einhalt gebieten wollte und durch ihn starb. doch dem mörder winken noch viel größere ehren. er soll in die schar der heiligen und seeligen aufgenommen werden. der vatikan stimmte im februar 2007 nämlich der einleitung des verfahrens zur seeligsprechung (ita) zu.
die seligsprechung bedeutet, laut neuestem vatikanischen beschluss, die erlaubnis, dass einem diener gottes, dessen heroischer tugendgrad oder dessen martyrium gebührend anerkannt worden sind, die öffentliche verehrung in einer bestimmten gegend erwiesen werden darf. der selige muss, in seinem leben und sterben außerordentlich gewesen sein, er mus im ruf der heiligkeit gestanden, herausragende tugenden vorgelebt, ein martyrium erlitt oder wunder getan haben. und das trifft alles auf den mörder und faschisten calabresi zu? was für ein mist…
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Quellen
Luciano Lanza: Bomben und Geheimnisse: Geschichte des Massakers von der Piazza Fontana, Edition Nautilus
Nick Heath: Giuseppe Pinelli, libcom.org
Jens Renner: Das Staatsmassaker, Freitag 10.12.1999
Gasparazzo: Verhörkünste: La Ballata dell’ Anarchico Pinelli (Teil 1), raKeta
Ballata per l’Anarchico Pinelli – Ballade for the Anarchist Pinelli (italienischer und englischer Text zum Lied)
One Comment
Peter O. Chotjewitz, der viele Texte aus Italien aus den 1970ern, darunter auch „Zufälliger Tod eines Anarchisten“ von Dario Fo übersetzt hat, ist gestern gestorben