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Nazi-Kriegsverbrecher in Verona (nicht) vor Gericht

Die Intervention der deutschen Nazi-Truppen im faschistischen Italien aufgrund der zunehmenden Erfolge der zahlreichen Partisan_innen-Verbände war durch zahlreiche Massaker der Wehrmachtstruppen gekennzeichnet. Auf die mobilen Partigiani und ihre Anschläge reagierten die Nazis mit Terror, der vor allem die Zivilbevölkerung auf dem Land betraf. Ganze Dörfer wurden ausgelöscht. Kinder, Frauen und Männer wurden ermordet. Die wenigstens Nazi-Kriegsverbrecher_innen mußten sich bis heute dafür verantworten. Die Verurteilungen in Italien gelten nicht in Scheiß-Deutschland. Die Mörder_innen genießen unbedrängt ihren Lebensabend oder sind durch staatliche Renten vorzüglich ausgestattet ohne Konsequenzen über’n Jordan gegangen + + UPDATE 24. Mai ’11 + +

Die Berliner Fallschirm Panzerdivision „Hermann Göring“, die in der größten Kaserne im Wedding (heute Julius-Leber-Kaserne) stationiert war und von dort mordend durch Europa zog, ist nur ein Nazi-Mob von Kriegsverbrechen_innen unter vielen. Einheiten der Division sind an mindestens sieben Massakern zwischen März bis Juli 1944 verantwortlich bei denen mehrere hundert Menschen ermordet wurden. Das Pack hat vor allem in der Toskana und der (roten) Emilia Romagna getötet. Das schlimmste Massaker mit mindestens 250 Opfern betraf Civitella in Val di Chiana, eine Kleinstadt in der Nähe von Arezzo.

In Verona wird Ende Juni das Urteil gegen zehn Nazi-Kriegsverbrecher_innen erwartet. Lebenslänglich fordert die Staatsanwaltschaft. Allerdings ist nicht davon auszugehen, daß die Verurteilten in Deutschland mit Konsequenzen rechnen müssen. Weitere Informationen zu der Division und dem Hintergrund des Verfahrens, die auch den Staat Deutschland betreffen, gibt es bei indymedia.

Mehr Informationen gibt es am 27. Mai im Kreuzberger Statthaus Böcklerpark eine Veranstaltung mit eine_r Prozessbeobachter_in zu hören. Diese Veranstaltung ist sehr zu empfehlen. Auch aufgrund des Bezugs zu Berlin und der Tradition der als harmlos verklärten Wehrmacht. Hier die Einladung und Pressemitteilung der AG Reggio-Emilia zur Veranstaltung und dem Prozess gegen die zehn Nazi-Kriegsverbrecher_innen

Verona: Einer der letzten großen Prozesse gegen deutsche NS-Täter kurz vor Urteilsverkündung

Lebenslange Haftstrafen beantragt/Prozessbeobachterin zu Gast in Berlin

Am 22. Juni wird das Urteil des Militärgerichts Verona gegen zehn ehemalige Wehrmachtsangehörige erwartet. Es ist einer der letzten NS-Prozesse dieser Größenordnung. Die Staatsanwaltschaft wird nach eigenen Angaben für alle Angeklagten lebenslange Haftstrafen beantragen. Nebenkläger sind hunderte Angehörige der Opfer, die Provinzen Toskana und Emilia Romagna und lokale Gemeindeverwaltungen. Den ehemaligen Angehörigen der Fallschirm-Panzerdivision „Hermann Göring“ wird vorgeworfen, im Frühjahr 1944 bei als „Partisanenbekämpfung“ getarnten Massakern in Norditalien über 400 ZivilistInnen ermordet zu haben. Trotz der Schwere der Vorwürfe wird in Abwesenheit der Angeklagten verhandelt. Deutschland weigert sich bis heute, Täter aus der NS-Zeit ohne ihr Einverständnis auszuliefern:

„Die deutsche Regierung ist dafür verantwortlich, dass keine der im Ausland verurteilten NS-Täter jemals ihre Haftstrafen antreten müssen, sondern hier unbehelligt ihren Lebensabend genießen können“, so Anne Lepper, Pressesprecherin der AG Reggio-Emilia.

Ohne bisherige Berichterstattung in deutschen Medien findet der Prozess erst über 65 Jahre nach den Ereignissen statt. Viele Angehörige der Opfer sind mittlerweile gestorben.

Prozessbeobachterin Marianne Wienemann betont: „Der Prozess ist die längst fällige Auseinandersetzung mit einer Geschichte, die von der Allgemeinheit verdrängt und vergessen wurde. Jetzt gilt es, diese aus den Mauern des Gerichtes in die Öffentlichkeit zu tragen!“

Marianne Wienemann wird auf Einladung der AG Reggio-Emilia vom aktuellen Stand in Verona berichten und auf Besonderheiten von NS-Strafprozessen in Italien eingehen. Sie ist freie Mitarbeiterin des Istoreco (Institut zur Geschichte der Resistenza und zur Zeitgeschichte in Reggio-Emilia) und steht nach Anmeldung gern für Interviews zur Verfügung.

Gespräch mit Prozessbeobachterin: „Die Angeklagten erscheinen nicht…“
Freitag, 27. Mai 2011, 19 Uhr, Statthaus Böcklerpark, Prinzenstr.1a, Berlin